Zwölf Monate Zeit einkalkulieren

Tipps für Führungskräfte auf Stellensuche

30.05.2012
Von 


Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.

Fallstricke in der Praxis

Dieses Denken entpuppt sich, so Adensam, in der Praxis oft als Fallstrick. Unter anderem, weil sich die geschäftlichen Beziehungen meist als weniger tragfähig als vermutet erweisen - zumindest wenn es um das Suchen einer neuen Stelle geht. Außerdem werden Geschäftsführer von Mittelständlern und Führungskräfte aus der zweiten oder dritten Konzernreihe nach einem Jobverlust im Gegensatz zu Konzernlenkern nicht automatisch von anderen Unternehmen und Headhuntern umworben; ihnen werden auch keine "Übergangsjobs" bei Beteiligungsgesellschaften offeriert.

Entsprechend zäh gestaltet sich gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Situation oft ihre Jobsuche. Zumindest dann, wenn eines der folgenden Hindernisse besteht: Die Person ist stark spezialisiert. Oder sie möchte sich im Einkommen nicht verschlechtern. Oder sie ist älter als 45 Jahre. Oder sie möchte beispielsweise wegen schulpflichtiger Kinder in der Region bleiben. "Dann dauert die Stellensuche", so der Executive Placement-Experte Adensam, "oft viele Monate - auch weil die Auswahlverfahren beim Besetzen von Schlüsselpositionen in Unternehmen meist langwierig sind."

Aus der Analyse der Biografien sowie Erfahrungen der Stellensucher lassen sich, laut Adensam, folgende Tipps für mittlere und obere Führungskräfte ableiten, die (mittelfristig) eine neue berufliche Perspektive für sich entwerfen müssen:

  • Werden Sie frühzeitig aktiv, wenn Sie merken, dass Sie auf eine berufliche Sackgasse zusteuern.

  • Kalkulieren Sie für die Stellensuche mindestens ein halbes Jahr ein - realistischer sind neun bis zwölf Monate.

  • Definieren Sie klare Ziele. Welche Bedingungen muss man mein neuer Job erfüllen? Was ist verhandelbar, wenn ...?

  • Analysieren Sie Ihre Stärken und Erfahrungen. Welche Erfolge können Sie vorweisen? Für welche Unternehmen sind Sie deshalb attraktiv - auch außerhalb Ihres Fachgebiets und Ihrer aktuellen Branche?

  • Suchen Sie sich für diese Analyse einen erfahrenen Berater als Sparringspartner. Denn Ihnen selbst erscheint vieles, was Sie taten, als so selbstverständlich, dass Sie die dahintersteckenden "Pfunde" für die Stellensuche leicht übersehen.

  • Informieren und kontaktieren Sie Ihr Netzwerk sehr vorsichtig und selektiv. Denn nicht jeder meint es gut mit Ihnen und kann schweigen.

  • Spielen Sie über Bande, wenn nicht vorzeitig publik werden darf, dass Sie sich beruflich neu orientieren. Engagieren Sie gegebenenfalls einen Berater, der Sie beim Selbstmarketing diskret unterstützt. Lüften Sie Ihr Inkognito erst, wenn klar ist: Hier habe ich eine realistische Chance.

  • Achten Sie bei der Auswahl des Beraters darauf, dass er Ihre Zielbranchen kennt und gut mit anderen Personalberatern verdrahtet ist. Denn ein Berater allein hat nur einen begrenzten Einblick in den verdeckten Stellenmarkt.