Neue Mikromodelle werden vom Markt nur zögernd angenommen:

Timex kämpft mit Absatzschwierigkeiten

09.09.1983

MIDDLEBURY (VWD) - Timex Corp., die in den USA den ersten Personal Computer für weniger als 100 Dollar auf den Markt brachte, sieht sich nun mit dem Problem konfrontiert, ein weiteres wettbewerbsfähiges Modell durchzusetzen.

Der Absatz des ursprünglichen Niedrigpreis-Computers, des Sinclair 1000 ist nach einem Bericht des AP-Korrespondenten Bob Davis in den Keller gerutscht und verschiedene führende Einzelhändler haben das Produkt aus ihren Regalen genommen. Das Interesse des Einzelhandels für die neuen 15000er und 2000er Modelle von Timex ist gleich Null. Das Unternehmen, das im Bereich der Billigst-Computer Pionierarbeit geleistet hat, ist am Markt zum Statisten geworden und sucht intensiv nach Möglichkeiten, den Absatz zu beleben.

Grundsätzlich scheinen die Produkte, die von der britischen Sinclair Research Ltd. für Sinclair entwickelt wurden, nicht mehr im Gleichschritt in dem US-Markt zu marschieren. Im vergangenen Jahr erwarb Timex die Lizenz für Markennamen und Technologie von Sinclair für Nordamerika, änderte den Namen des populären ZX-81-Computers von Sinclair in Timex Sinclair 1000 um und verkaufte innerhalb von fünf Monaten 550 000 Einheiten.

In diesem Jahr allerdings, so stellte das in Dallas ansässige Marktforschungsunternehmen Future Computing Inc. fest, dürfte der Timex-Anteil am Zwei-Milliarden-Dollar-Markt für Heimcomputer auf rund sechs Prozent zurückgehen.

Timex wird vom scharfen Preiswettbewerb hart getroffen, mit dem das Unternehmen selbst im Vorjahr so erfolgreich operierte. Commodore International Ltd. und Texas Instruments Inc. haben die Preise für den populären Commodore VIC-20 und den TI 99/4A auf 90 Dollar halbiert. Obwohl Timex mit einer Preissenkung für ihr Modell 1000 auf eine Spanne von 40 bis 50 Dollar reagierte, ging der Absatz weiter rapide zurück.

Timex will demnächst mit der Auslieferung des Modells 1500 beginnen, eines 80-Dollar-Computers mit größerer Speicherkapazität als der 1000er. Allerdings werde der 1500er gegenüber dem VIC-20 und dem Tl 99/4A noch immer im Nachteil sein, da mit ihm weder Farbgrafiken noch Geräusche erzeugt werden können und die Tastatur weniger günstig ausgelegt sei.

Der Timex Sinclair 2000, eine Adaption des Sinclair ZX-Spectrum-Computers, dürfte auf starke Konkurrenz durch den Commodore 64 stoßen. Beide werden für rund 200 Dollar angeboten, doch sei die Tastatur des Commodore besser ausgelegt und außerdem stehe für dieses Modell erheblich mehr Software zur Verfügung. Sogar Nigel Searle, geschäftsführender Direktor bei Sinclair, bezweifelt die Attraktivität des Modells 2000. Manche Analytiker schätzen, daß Timex dieses Jahr rund 500 000 Einheiten des 1000ers sowie 100 000 bis 150 000 Stück des Modells 2000 verkaufen wird. Im Gegensatz dazu wird erwartet/ daß Commodore rund 800 000 Stück des 64er-Modells absetzen kann. Timex-Vice-President Daniel Ross glaubt allerdings, die genannten Stückzahlen überschreiten zu können.

Auf den Uhrenbereich von Timex entfallen rund 75 Prozent des Gesamtumsatzes des Konzerns, doch sieht Timex Computer als eine Möglichkeit, der Stagnation zu entgehen. Um die Ertragskraft im Computerbereich abzusichern, versucht Timex über den wettbewerbsbetonten Einzelhandelsmarkt hinaus zu expandieren. So verkauft das Unternehmen beispielsweise auch an den Versandhandel und verhandelt mit Schulen über die Abnahme seiner Produkte. Ferner bietet Timex ihre Computer Banken und Immobiliengesellschaften als Werbegeschenk an. Auch wenn das Unternehmen die Absatzziele nicht realisieren kann, wird es, so meinen Analytiker, keineswegs so erhebliche Verluste wie Texas Instruments und Atari hinnehmen müssen, da der 1000er erheblich billiger als die Konkurrenzprodukte hergestellt werden kann.