Der Service-RZ-Betrieb, seine Grundlagen und sein Leistungspotential:

Timesharing-Service kontra Prestige-Computer

26.09.1980

Vor rund zehn Jahren saß der Timesharing-Pionier vor seinem klappernden Teletype-Terminal und holte sich per Telefonleitung Großrechnerleistung an den Arbeitsplatz. Bestaunt wurde vor allem die Technik, mit der so etwas funktioniert. Inzwischen richtet sich das Augenmerk des mündig gewordenen Timesharing-Benutzers mehr auf die substantiellen Dinge und den praktischen Nutzen dieses Verfahrens. Der Anwender erwartet heute vom Timesharing-Rechenzentrum einen umfassenden Service. Wie sich dieser darstellt, soll aus der Sicht des Fides-Rechenzentrums aufgezeigt werden.

Man kann den Service im einzelnen in folgende Komponenten aufgliedern: Hardware, Betriebssystem(e), Softwareangebot, Datennetz, Unterstützung und Beratung, Individuallösung, Terminals und Arbeitsplätze sowie Kurswesen und Information.

Diese Punkte sollten jetzt im einzelnen besprochen werden.

Hardware

Ein konkurrenzfähiges Service-Rechenzentrum muß heute modernste leistungsfähige Großrechner betreiben, um den Kunden preiswert mit Rechnerressourcen versorgen zu können. Dazu kommt eine breite Palette von Peripheriegeräten in ausreichender Anzahl, wie Magnetplatten und -bandstationen, Drucker, Plotter und Lichstreifenstanzer. Rechnerleistung soll möglichst rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche in Anspruch genommen werden können.

Ein Außenstehender kann sich schwerlich eine Vorstellung machen, was eine für den Kunden anonyme Organisation leisten muß, um diesen Service bieten zu können. Auch wird dem Benutzer nicht bewußt, welche Sicherheitsvorkehrungen in allen betrieblichen Bereichen getroffen werden müssen, damit Pannen praktisch ausgeschlossen werden können. Diese Aufgaben sind nur mit einer eingespielten Mannschaft zu bewältigen, in der jeder einzelne seinen Arbeitsbereich motiviert angeht.

Betriebssystem

Von einem Betriebssystem erwartet man heute, daß es

- fehlerfrei läuft,

- dem Benutzer optimalen Komfort bietet,

- Dialog- und Batch-Verarbeitung nebeneinander leistet,

- Benutzerdaten sichert,

- Computerressourcen bestmöglich ausnutzt.

Dies alles sind Bedingungen, welche im Hause Fides dazu geführt haben, in Betriebssystemen umfangreiche eigene Zusätze zu integrieren. Solche Aufgaben können selbstverständlich nur mit Software-Spitzenkräften in Angriff genommen werden.

Die vielfältigen Wünsche aus dem Kunden- und Interessentenkreis eines Service-Rechenzentrums prägen natürlich dessen Softwareangebot.

Softwareangebot

Hinter dem Stichwort Software verbirgt sich für jeden Timesharing-Anbieter der größte Aufwandsposten. Es gilt nicht nur, die vorhandenen Softwareprodukte laufend zu warten, teilweise müssen eigene Entwicklungen betrieben und der Softwaremarkt weltweit nach brauchbaren Programmen durchforstet werden.

Bis zur Installation eines Programmes und der Freigabe für den allgemeinen Betrieb und zur Organisation von Kundenberatung und Programmwartung führt meist ein langer Weg. Der Kunde profitiert auch hier: Er bekommt zum Schluß ein fertiges Produkt samt zugehöriger Dokumentation und Beratung.

Datennetz

Um ihre Rechenleistungen sicher und preiswert zum Verbraucher (Netzwerkknoten) zu bringen, betreiben viele Timesharing-Anbieter eigene Datennetze. Auch gilt es, einen reibungslosen, gegen Übertragungsfehler abgesicherten Betrieb zu organisieren. Dieses Ziel kann nur durch modernste Kommunikations-Hardware (Netzwerkrechner) erreicht werden. Vielfach besteht bereits eine Koppelung von verschiedenen privaten und öffentlichen Datenübertragungsnetzen. Diese Integration wird sich in den kommenden Jahren noch verstärkt fortsetzen.

Unterstützung und Beratung

Für den Timesharing-Benutzer ist es von eminenter Wichtigkeit, daß er beim Auftreten von Problemen (die gibt es in der DV immer) einen Ansprechpartner hat, der ihm weiterhilft. Im Fides-Rechenzentrum ist diese Service-Leistung wie folgt organisiert:

Für allgemeine Fragen gibt es zentral eine Tagesberatung während der Geschäftszeiten.

Für die Fachberatung stehen in den einzelnen Geschäftsstellen Fachberater zur Verfügung.

Außerhalb der Geschäftszeiten oder zum Übermitteln einer schriftlichen Meldung steht ein "Texlink"-Service zur Verfügung, der über jedes Terminal aktiviert werden kann.

Für die DV-Kosten eines Kunden ist es entscheidend, daß gerade derartige Dienste uneingeschränkt zur Verfügung stehen.

Individuallösungen

In bestimmten Fällen wünscht der Timesharing-Kunde maßgeschneiderte Lösungen seiner DV-Aufgaben. Meist können die Service-Rechenzentren mit ihrem großen Erfahrungsschatz diese Probleme von der Systemanalyse über die Programmierung hin zur Dokumentation und Anwendungsberatung kostengünstig lösen.

Der Kunde erwartet vom Timesharing-Anbieter, daß er bezüglich Anschaffung eines Klein-Terminals oder Arbeitsplatzes beraten wird. Eine solche Beratung kann am besten vom herstellerunabhängigen Anbieter fachgerecht und neutral durchgeführt werden, falls er über die nötige Marktkenntnis verfügt.

Terminals und Arbeitsplätze

Auf der Basis bewährter Minicomputersysteme hat Fides eine eigene Terminal-Familie entwickelt. In Zusammenhang mit der mitgelieferten Kommunikationssoftware entsteht - auf verschiedenen Arbeitsgebieten - eine heue Arbeitstechnik mit weitgehender Verflechtung der Abläufe Terminal/Host Computer. Hier werden sicher noch einige interessante Entwicklungen in den nächsten Jahren auf den Markt kommen.

Kurswesen und Information

Dem Kunden, der mit einem Timesharing-RZ zusammenarbeitet, bietet das RZ in der Regel ein Kurs- und Seminarprogramm. Organisation und Durchführung des Kurswesens ist ein Bestandteil des Gesamtserviceangebotes eines Timesharing-Anbieters.

Über neue Programme, betriebliche Belange und Tips, die für den Anwender nützlich sind, informiert das Service-RZ häufig zusätzlich in hauseigenen Publikationen, so auch Fides.

Wachsendes Bewußtsein

Die zunehmende Verbreiterung der Datenfernverarbeitung wird das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Timesharing-Anbieter weiter steigern. Ein wachsendes Kosten/Nutzen-Bewußtsein des Anwenders, welches in steigendem Maße das Prestige-Computer-Denken verdrängt, eröffnet für Service-Rechenzentren eine interessante Zukunft. Peter Schnickmann ist Prokurist in der Münchener Niederlassung der Fides Treuhandgesellschaft, Zürich.