Nordseewerke Thyssen AG, Emden:

Timesharing mit neuartigem Konzentrator/Multiplexer

24.11.1978

EMDEN (pi) - Anwender erwarten zunehmend die Möglichkeit, verschiedene Terminal-Typen an einer EDV-Anlage betreiben zu können. Als Schnittstelle bietet sich dazu das serielle Datenübertragungs-Interface (V24528) mit einer leistungsfähigen Leitungsprozedur des jeweiligen Herstellers an. Die Nordseewerke Thyssen AG, Emden, ist - für konstruktive und technische Aufgaben im Bereich Schiffsbau über drei grafische Tektronix-Bildschirmgeräte und drei alphanumerische Elbit-Datenstationen mit dem Großrechnersystem Sperry Univac 1108 MP im Thyssen-Rechenzentrum in Oberhausen verbunden.

Alle Geräte haben nur eine asynchrone Schnittstelle und konnten daher nicht direkt an die Uniscope 100/200-Modus synchron betriebene Leitung nach Oberhausen angeschlossen werden. Die Micrologica GmbH, Bargteheide, hat im Auftrag der Nordseewerke einen Konzentrator/Multiplexer entwickelt über den die asynchronen Geräte problemlos im Time-Sharing (Demand-)Mode an der Sperry-Univac-Anlage betrieben werden können.

Der Konzentrator/Multiplexer wurde als echtes Multiprocessing-System mit drei Prozessoren des Typs SBC 80/05 von Intel realisiert, da eine hohe Datendurchsatzrate und eine volle Parallelität aller Geräte von den Nordseewerken gefordert worden war.

Jedem Prozessor ist nur ein bestimmter Interrupt-Service fest zugeordnet. Die übrigen Aufgaben wie Editing, Zeitüberwachung etc. können von allen Prozessoren ausgeführt werden. Diese Konzeption stellt ein echtes Multiprocessing-System dar, da die Prozessoren die ausführenden Tasks nicht zugeteilt bekommen, sondern sich diese selbsttätig aus einer Systemtabelle selektieren.

Durch die Multiprozessor-Konfiguration des Konzentrators/Multiplexers wird neben einem hohen Datendurchsatz vor allem auch eine flexible Ausbaufähigkeit erreicht: Die Leitung zum Großrechner (Primärseite) wird von dem Prozessor Nr. 0 nach der Univac-Leitungsprozedur U 100/200 synchron mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 9600 Bit/Sekunde bedient. Auf der Sekundärseite wurden Gruppen mit je vier Leitungsanschlußpunkten gebildet. Jede Leitungsgruppe wird von einem Prozessor bedient, dem der Interrupt-Service dieser Gruppe zugeordnet ist. Der Konzentrator/Multiplexer kann im Feld auf drei Leitungsgruppen mit je vier Leitungsanschlußpunkten aufgerüstet werden. In dieser Konfiguration arbeiten dann vier Prozessoren parallel.

Der Konzentrator/Multiplexer läuft unter Kontrolle von MICOS/80, einem Multiprocessing- und Multitasking-Betriebssystem. Die Host-Task bedient die Leitung zum Zentralrechner.

Die Eingaben der asynchronen Geräte werden jeweils von einer eigenen Task bedient. Diese Task verwaltet zwei 128 Byte-Puffer. Eingaben von der Tastatur laufen in einen der beiden Puffer. In diesem Puffer erfolgt auch das Zeilen-Editing. Wird die Eingabe durch Druck auf die Sende/CR-Taste beendet, wird der Puffer in eine Warteschlange zum Zentralrechner eingereiht und von der Host-Task das Senden initialisiert. Die Eingabe-Task schaltet auf den zweiten Puffer um. Der Benutzer kann nun bereits mit einer weiteren Eingabe beginnen.

Die Nachrichten vom Zentralrechner werden von der Host-Task empfangen und in eine Warteschlange eingereiht. Die Ausgabe-Task initialisiert die Übertragung zu sekundären Geräten. Die Übertragungsgeschwindigkeit beträgt 9600 Bit/Sekunde. Die Pufferung der Nachrichten erfolgt in einem 16 KB-Puffer-Pool .