Informatics vernachlässigt GTE-Erbe

TICS-Anwender proben den Aufstand

01.10.1976

MANNHEIM - "Schwierigkeit mit dem Support" befürchten die deutschen Anwender des TP-Steuerungssystems TICS. Sie sind verunsichert, seit vor vier Monaten die Lizenz- und Marketingrechte an diesem "Anti-CICS-Monitor" von der GTE Information Systems GmbH, Bad Homburg, auf die Schweizer Informatics S. A., Genf, übergingen, Denn das für sein Datenbanksystem MARK IV (weltweit 1000 Installationen) bekannte Softwarehaus hatte die TICS-Spezialisten der GTE ziehen lassen - ganze drei Informatics-Systemingenieure sollen von Genf aus sämtliche 46 europäischen TICS-Anwender betreuen.

Auf Initiative des "TICS-Pioniers" Richard Kohl, EDV-Leiter bei den Motoren-Werken Mannheim, kamen letzte Woche 10 der insgesamt 24 deutschen TICS-Anwender in Mannheim zusammen, um mit den Informatics-Verantwortlichen (Ian Darrel, Genf, und Peter Hermann, Bad Homburg) "Fraktur zu reden" (Kohl). Man ging in Dissenz auseinander. Engelbert Weber (Hoffmann La Roche, Grenzach): "Eine regelrechte Pleite." Unüberbrückbar sind offensichtlich die Gegensätze.

Haupteinwand der Benutzer: TICS-Erweiterungen und -Korrekturen können mit so wenig Personal nicht durchgeführt werden. Dazu Kohl: "Auf der TP-Seite können wir es uns nicht leisten, daß ein Monitor brach liegt." Anwender-Unterstellung: Informatics habe nur die TICS-Rechte, nicht auch die Pflichten übernommen und wolle auf Kosten der deutschen Anwender - vom ersten Tag an Gewinn erzielen. Peter Hermann gibt zwar zu, "daß bei der Übernahme nicht alles gelaufen ist, wie es sich die Vertragspartner Informatics und GTE vorgestellt haben", appelliert ansonsten jedoch an die Geduld der Anwender: "Die Leute haben sich zu früh echauffiert." In eineinhalb bis zwei Jahren solle - so Hermann - ein fehlerfreies Release (dann unter dem Namen "Betacomm") installiert werden.

Was die deutschen Anwender davon halten, faßt Engelbert Weber zusammen: "Wenn wir aus unserem Unwillen Konsequenzen ziehen, dann könnte TICS/Betacomm tot sein." Zu seinem größten Bedauern: "Denn es gibt keinen besseren TP-Monitor." Richard Kohl ist optimistisch: "Ich bin sicher, daß sich ein vernünftiger Kompromiß finden läßt."