Produktangebot beider Firmen überschneidet sich

Tibco übernimmt Staffware

30.04.2004
MÜNCHEN (CW) - Der amerikanische Anbieter von Integrationssoftware Tibco bietet rund 217 Millionen Dollar für den auf Business-Process-Management (BPM) spezialisierten britischen Anbieter Staffware. Mit der Übernahme hofft Tibco, seinen Umsatzrückgang zu stoppen und sich besser gegen Konkurrenten wie IBM, Webmethods und Bea Systems zu positionieren.

Tibco und Staffware wollen ihre Softwareprodukte kombinieren, um vor allem mit Kunden aus den Branchen Versicherungen, Finanzdienstleistung und Telekommunikation ins Geschäft zu kommen. Die Transaktion soll im Juni dieses Jahres vollzogen werden, sofern die Aktionäre zustimmen.

Nach Ansicht von Massimo Pezzini, Analyst beim Beratungshaus Gartner in Mailand, hat es Tibco vor allem auf die Staffware-Kunden und -Partner abgesehen. Diesen Firmen könne der Integrationsspezialist nun zusätzliche Produkte verkaufen.

Der Spezialist für Enterprise Application Integration (EAI) verfügt bereits über Business-Process-Management-Software, die das Unternehmen vor sechs Jahren ebenfalls durch die Übernahme des Anbieters Inconcert erworben hatte.

Gleichwohl bietet auch Staffware mit der "Process Suite" ein umfangreicheres Produkt an. Wie Tibco mit den BPM-Linien künftig verfahren will, steht noch nicht im Detail fest. Mitte 2005 soll es ein kombiniertes Angebot aus beiden Lösungen geben, hieß es in einer ersten Stellungnahme.

Staffwares Process Suite erlaubt es, anwendungsübergreifende Geschäftsprozesse zu definieren und zu steuern. Die Firma bietet ausschließlich BPM-Software an und ist laut Gartner europäischer Marktführer. So konnte der Hersteller in den letzten Monaten einige Banken und öffentliche Verwaltungen in Europa gewinnen. Der Übernahmekandidat hatte in den vergangenen Jahren viel in neue Technik investiert, um sich vom Workflow-Anbieter zum Lieferanten von Business-Process-Management zu wandeln. BPM-Systeme steuern dynamische Vorgänge zwischen IT-Systemen, binden aber auch Benutzer ein und können auf Ereignisse reagieren (siehe www.computerwoche.de/go/80111828).

Mehr als Workflows

Im Gegensatz dazu umfassen Workflow-Produkte meist nur sequenzielle Bearbeitungsschritte und eignen sich vor allem für die Benutzerinteraktion. Staffwares Umsatz kletterte im Jahr 2003 um 9,4 Prozent auf etwa 77 Millionen Dollar. Tibcos Einnahmen im Jahr 2003 schrumpften dagegen um 3,4 Prozent auf 264 Millionen Dollar. Der Integrationsspezialist liefert mit "Businessworks" eine Lösung zur Applikationsintegration und steht dabei im Wettbewerb mit IBM, Seebeyond, Webmethods, Bea und Software AG sowie ERP-Playern wie SAP und Oracle.

Neben Staffware gibt es noch eine Reihe weiterer BPM-Spezialisten, darunter Metastorm, Savvion, Intalio und IDS Scheer. Zudem liefern der Content-Management-Anbieter Filenet, einige von Tibcos Integrationskonkurrenten und neuerdings auch SAP ("Netweaver") BPM-Funktionen aus. Da in diesem Segment über 90 Anbieter miteinander konkurrieren, ist laut Gartner eine weitere Konsolidierung vor allem unter den reinen BPM-Herstellern unausweichlich. (fn)