Nach dem Ausstieg aus dem Homecomputer-Markt:

TI sieht optimistisch in die Zukunft

02.12.1983

MÜNCHEN (hr)-"Der letzte Tango" auf dem Parkett des

Homecomputer-Marktes ist für Texas Instruments (TI) zu Ende. Nun können sich die Börsianer wieder auf andere Bereiche der Geschäftstätigkeit des Unternehmens konzentrieren, in denen sich die Aussichten recht günstig darstellen. Diese Ansicht vertritt das Brokerhaus Dean Witter Reynolds in einer Analyse.

Die grundlegende finanzielle Situation von Texas Instruments sei trotz der umfangreichen Abschreibungen, die durch die beträchtlichen Verluste im Homecomputer-Sektor notwendig geworden waren, nicht wesentlich beeinträchtigt worden. Diese Auffassung scheint auch von der Börse geteilt zu werden.

Nach schweren Kursverlusten machte die Aktie auf die Ankündigung hin, daß der Geschäftszweig für Homecomputer aufgegeben werde, einen deutlichen Sprung nach oben. Für die nächsten zwölf bis 18 Monate sagte Dean Witter überdurchschnittliche Chancen für Kurssteigerungen voraus, die den Titel im Jahr 1984 rein rechnerisch wieder bis auf 169 Dollar je Aktie tragen könnten. Diese Notierung läge nur knapp unter dem historischen Gipfel von 176 Dollar je Aktie, der im Januar dieses Jahres registriert worden war. Vor diesem Hintergrund wird der Titel uneingeschränkt zum Kauf empfohlen.

Für das dritte Quartal zum 30. September wurde ein Betriebsverlust in Höhe von 320 Millionen Dollar gemeldet. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum konnte dagegen noch ein Gewinn von 63 Millionen Dollar erwirtschaft werden. Der Nettoverlust belief sich auf 4,64 Dollar je Aktie, verglichen mit einem Gewinn von 1,57 Dollar im dritten Quartal 1982.

Nach Angaben der Unternehmensleitung sollen darin bereits die Abschreibung aller Bestände an Homecomputern enthalten sein. Allerdings schwanken die Schätzungen über die Höhe der noch vorhandenen Geräte beträchtlich. Insgesamt meint Dean Witter, seien aber die Verluste zum größten Teil berücksichtigt worden. Für das Geschäftsjahr 1983 wird nun ein Verlust von 6,75 Dollar je Aktie erwartet gegenüber einem Gewinn von 6,10 Dollar im Vorjahr. Bei dieser Prognose wird von einer Wende in der Gewinnentwicklung im vierten Quartal, die sich in einem Geschäftsergebnis von 2,7S Dollar je Aktie bemerkbar machen soll, ausgegangen.

Längerfristig werden die Aussichten des Unternehmens wesentlich vom Abschneiden im Personal-Computer-Bereich abhängen, heißt es. Dean Witter ist der Überzeugung, daß hier jedoch das Risiko eines Mißerfolgs beträchtlich geringer ist als bei Homecomputern.

Der von Texas Instruments angebotene Personal Computer ist nämlich in wesentlichen Punkten mit dem zum Industriestandard gewordenen IBM-PC vergleichbar. Als Zentralprozessor verwendet er ebenfalls den Intel 3088. Zudem will TI möglichst weitgehende Programmkompatibilität gewährleisten, so daß zahlreiche Softwareprodukte, die für den IBM-PC zur Verfügung stehen, auch auf dem TI-PC gefahren werden können. Angesichts der Kapazitätsengpässe, die bei IBM aufgetreten sind, könnte der Rechner von TI hier profitieren und zusätzliche Marktanteile erringen.

Eine direkte Konfrontation wird wohl erst in einigen Jahren auftreten, wenn IBM seine Kapazitäten ausreichend aufgestockt hat und die Nachfrage in vollem Umfang befriedigen kann.

In den anderen Geschäftszweigen von Texas Instruments dürften die ersten Schritte in Richtung auf eine zyklische Erholung getan worden sein. Unter den Halbleiterherstellern genießt das Unternehmen, das in diesem Sektor mit zahlreichen wichtigen Produkten vertreten ist, einen guten Ruf. Seit dem Frühjahr wird hier eine günstige Auftragsentwicklung beobachtet.

Die Kapazitäten für die CMOS-Produktion sollen deshalb ausgeweitet werden. Darüber hinaus wird nach neuen Wegen bei der kundenspezifischen Fertigung gesucht. Texas Instruments hat sich auch eine starke Stellung bei 64-KB-DRAM-MOS-Speicherchips verschafft. Dieser Geschäftszweig dürfte aufgrund der kräftigen Nachfrage nach leistungsfähigeren Speicherkomponenten zunehmend gewinnträchtig werden.

Die guten Aussichten bei den CMOS-Komponenten, eine Rückkehr in die Gewinnzone bei den Datenverarbeitungseinrichtungen und anhaltend gute Ergebnisse im Geschäft mit der Regierung sind die wichtigsten positiven Punkte, von denen die Zukunftsaussichten des Unternehmens beeinflußt werden Unter der Voraussetzung, daß ein kräftiger Wirtschaftsaufschwung Bestand hat, dürfte sich der Gewinn von Texas Instruments im Jahr 1984 nach Schätzung von Dean Witter auf 10,70 Dollar je Aktie belaufen. Im folgenden Geschäftsjahr könnte er dann sogar auf 13,15 klettern.