Bertelsmann Mediasystems: die Multimediale Kommunikation vorantreiben

Think Tank für Märkte von morgen

23.04.1999
von Lizzy Friedewald* IT-Kompetenz hat beim Medienkonzern Bertelsmann höchste Priorität. Nur wer als erster die Potentiale der neuen Technologien erkennt, hat im globalen Wettbewerb die Nase vorn, lautet die Strategie der Gütersloher.

Paris, Rom, London, Madrid, München, New York, Los Angeles - welcher Hochschulabsolvent könnte schon widerstehen, wenn ihm sein erster Arbeitsplatz in einer der Metropolen dieser Welt angeboten wird - zumal wenn der künftige Arbeitgeber "Bertelsmann Mediasystems" (BMS) heißt. Der Provider für alle IuK-Aktivitäten des Gütersloher Medienkonzerns sucht derzeit 100 Hochschulabsolventen und Young Professionals mit IT-Background für den Einsatz rund um den Globus. BMS betreibt Rechenzentren und Netzwerk-Infrastrukturen für den Global Player, der weltweit aus 400 Profit-Centern mit rund 60000 Mitarbeitern in vierzig Ländern besteht. Er bietet seinen Service aber auch externen Geschäftskunden an.

Anwendungsentwicklung und die Einführung von Standardlösungen gehören ebenso zum Aufgabenspektrum vom konzerneigenen Dienstleister wie die Gestaltung der IuK-Strategie des Gesamthauses. Sämtliche Geschäfts- felder des Medienriesen - angefangen bei den Buchverlagen über die Entertainment-Studios bis hin zu den großen Offset-Druckereien oder Multimedia-Schmieden, die allesamt unter dem Dach Bertelsmann vertreten sind - sind auf die BMS-Dienstleistungen angewiesen.

Einsatz rund um den Globus

"Bertelsmann ist stark dezentral aufgebaut, das heißt zum Beispiel, daß jedes der insgesamt 400 Profitcenter für sich und seine Ergebnisse verantwortlich ist. Andererseits ist es sinnvoll, Synergien zu nutzen und einheitliche Standards zu etablieren", erklärt Ulrich Köster, Personalchef der Produktlinie Multimedia, warum die IuK-Aktivitäten einheitlich gesteuert werden.

Eines der Kerngeschäfte von Bertelsmann Mediasystems ist der Bereich Corporate Information Systems. Hier werden sowohl individuelle Anwendungen realisiert als auch Lösungen auf Basis von Standardsoftware, wie beispielsweise SAP. Die Integration von SAP-Software, die Implementierung von E-Commerce-Plattformen und die weltweite Integration der Rechenzentren zählen zu den weiteren Schwerpunktaufgaben des IT-Bereiches.

Mediaways, die 1996 von BMS gegründete Netzwerkgesellschaft, die zu 50 Prozent zum Debis Systemhaus gehört, betreibt eines der größten TCP/IP-Netzwerke in Deutschland, unter anderem für den weltweit größten Online-Dienst AOL, der in Europa ebenfalls zu 45 Prozent zu Bertelsmann gehört. Neben den klassischen Angeboten eines Internet-Providers bietet die Netzwerk- gesellschaft zusätzliche Leistungen für Unternehmen an wie Intranet-Business-Lösungen und E- Commerce-Plattformen. Außerdem ist Mediaways auf die Integration von Sprach- und Datenkommunikation spezialisiert.

Neben dem Thema E-Commerce, das für den Vertrieb der konzerneigenen Produkte von großer Wichtigkeit ist, beschäftigen sich die Informationsexperten vor allem mit innovativen Technologien. Ein Beispiel ist "unified messaging". Damit lassen sich Telefon- und Internet-Services verknüpfen und etwa E-Mail, Voice-Mail oder Fax in einem elektronischen Postfach zusammenführen und per PC oder Telefon von jedem Ort der Welt aus abfragen.

Die Einführung, Umsetzung und Weiterentwicklung der neuen Technologien und der Aufbau des Geschäftsfeldes Multimedia, den vor rund vier Jahren der jetzige Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende Thomas Middelhof angeschoben hat, hat den Bedarf an Mitarbeitern mit IT-Know-how in die Höhe schnellen lassen.

Waren bei Bertelsmann vor knapp drei Jahren noch etwa 400 Mitarbeiter mit Fragen der Informationsverarbeitung beschäftigt, so arbeiten inzwischen über 2000 Angestellte in der Produktlinie Multimedia, die neben BMS auch Firmen aus dem Internet-Umfeld wie AOL, Compuserve oder Lycos umfaßt.

Gesucht werden derzeit vor allem Nachwuchskräfte mit Kenntnissen im SAP- und E-Commerce-Bereich sowie Netzwerk- und Kommunikationsspezialisten. "Für diese Bereiche suchen wir permanent Informatiker, Ingenieure sowie Wirtschaftswissenschaftler und andere Hochschulabsolventen mit fundierten IT-Kenntnissen oder ersten Berufserfahrungen", so Personalexperte Köster. Neben reinen Informatikern, die vor allem für die Netzwerkentwicklung benötigt werden, sucht der IT-Dienstleister vorrangig Anwendungsentwickler mit Projekterfahrung und BWL-Grundwissen: Diese müssen nicht nur Software entwickeln, sondern auch die Kunden beraten können. "Dies kann nur, wer die Geschäftsprozesse richtig versteht", beschreibt Personalexperte Köster die Anforderungen.

Erforschung der Zukunft

Damit die Bertelsmann AG bei den Technologie-Entwicklungen immer die Nase vorne hat, wird derzeit - direkt dem Bereichsvorstand von Mediasystems unterstellt - der Think Tank "Mediatechnologies" aufgebaut. Dafür sucht der Konzern Spitzenleute mit technischem oder wirtschaftlichem Know-how. Ihre Aufgabe: Sie sollen herausfiltern, welche neuen Technologie-Entwicklungen die Bertelsmann-Geschäfte in Zukunft beeinflussen werden. Ein aktuelles Beispiel ist die Konvergenz von Internet und Television, die die Zukunft des Fernsehens neu gestalten wird und neue, multimediale, interaktive Dienstleistungen hervorbringen wird.

Dafür werden einerseits Informatiker und Ingenieure gesucht, die sich für Themen wie Spracherkennung und -synthese, Internet-Plattformen und Breitbandnetzwerktechnologien interessieren. Andererseits werden auch Wirtschaftsexperten benötigt, die die Marktpotentiale solcher Entwicklungen erkennen, Wirtschaftlichkeitsberechnungen anstellen und die Produkte zur Marktreife entwickeln.

*Lizzy Friedewald ist freie Journalistin in Freiburg.