Neuer Verband will das Marketing forcieren

Thin-Client-Hersteller bündeln ihre Kräfte

26.09.2003
MÜNCHEN (CW) - Nahezu unbemerkt ist das Geschäft mit Thin-Clients in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen. Weder innerhalb der Industrie noch in der Öffentlichkeit wurde dies nach Ansicht der Industrievertreter gebührend gewürdigt. Abhilfe soll nun der neu gegründete Verband European Thin Client Forum (ETCF) schaffen.

"Wir verfolgen kein politisches Mandat" stellte ETCF-Pressesprecher Wolfgang Wohner bei der Präsentation des neugegründeten Verbandes in München klar. Vor allem gehöre eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit zu den vorrangigen Aufgaben der im ETCF vertretenen Hersteller. Diese soll helfen, mehr Licht in das Dunkel des Marktsegmentes zu bringen. "Hier findet eine stille Revolution statt", beschreibt der zum Vorsitzenden gewählte Klaus Kappler, Produkt-Manager bei Fujitsu-Siemens-Computers (FSC), die Entwicklung der vergangenen Jahre: Während das Geschäft mit Personal Computern ("fat clients") stagniert, wächst die Nachfrage nach den stark abgespeckten Brüdern mit schätzungsweise 20 Prozent pro Jahr - ohne dass dies groß zur Kenntnis genommen wurde.

Zögerliche Akzeptanz

Diesen Misstand bestätigen auch die Marktforscher von IDC in ihrer jüngsten Studie über die Entwicklung des Thin-Client-Marktes ("The Rise of Thin Machines: Worldwide Enterprise Thin Client Forecast and Analysis, 2002-2007"): "Fehlendes Bewußtsein sowie Angst vor dem Ausstieg aus der bewährten PC-Umgebung, behindern die Akzeptanz der Thin-Client-Technologie", schreibt IDC-Analyst Bob O''Donnell. "Wenn es den Herstellern gelingen könnte, ihren Anteil am gesamten PC-Markt auch nur um ein Prozent zu erhöhen, ist es schon ein immenser Gewinn für diese dynamische Branche."

Dabei fehlt es der Industrie keineswegs an Argumenten. Dem sogenannten Server-Based-Computing, also der Verlagerung der Anwendungen auf einen zentralen Server, bestätigen auch die enschlägigen Marktforschungsinstitute klare Kosten- und Sicherheitsvorteile gegenüber dem PC. Schon allein, weil Administration und Pflege der Applikationen von einer Stelle aus übernommen werden können. Die Kostenvorteile gegenüber PCs werden auf 22 Prozent (Gartner) bis 57 Prozent (Zona Research) geschätzt. Auch der wachsenden Frage nach Sicherheit für Unternehmensdaten kommt die zentrale Steuerung und Kontrolle entgegen.

Keine verlässlichen Daten

Dennoch war den Bekundungen zufolge nicht nur der Umstand, dass die Aktivitäten der Branche weitgehend im Dunkeln bleiben, der treibende Motor für die Gründung eines eigenständigen Verbands. Die ETCF-Gründungsmitglieder, zu denen neben FSC auch Neoware, Igel Technologies, Affirmative und Es Es IX zählen, haben sich vorgenommen, auch gegen den derzeit herrschenden Mangel an verlässlichen Marktdaten zu Felde zu ziehen. Je nach Erhebung, differierten die Informationen "eklatant", beklagten sie.

Die Entwicklung des Segments wird oft genug mit dem PC-Geschäft gleich gesetzt, die Erhebungsbasis sei zu ungenau, so der Vorwurf. Doch auch wenn das Zahlenmaterial mit Vorsicht zu genießen ist, einen Anhaltspunkt bietet es dennoch: So schätzt IDC beispielsweise, dass sich das Volumen des weltweiten Marktes innerhalb der nächsten vier Jahre von derzeit 1,5 Millionen auf rund 3,4 Millionen Geräte, also mit einer jährlich Wachstumsrate von rund 20 Prozent, vergößern wird. Mit einer ähnlichen Entwicklung rechnet ETCF-Vorsitzender Kappler auch im westeuropäischen Markt. "Wir gehen mindestens von einem Wachstum von 20 Prozent aus, was einer Auslieferung von rund 1,4 Millionen Geräten im Jahr 2007 entspricht." (rs)