Ex-Vobis-Chef preist das freie Unternehmertum

Theo Lieven fordert zu Firmengründungen auf

28.07.2000
Theo Lieven, der zusammen mit Rainer Fraling die Vobis AG, mittlerweile Europas größte PC-Handelskette, gegründet hat, preist in seinem Buch "Unternehmer sein heißt frei sein" die Vorzüge des Unternehmertums. Mit Blick auf die eigene Firma geht es ihm nicht zuletzt darum, das Image des Entrepreneurs in Deutschland aufzuwerten. Von Inge Steutzger*

Vorangestellt sind dem Buch zehn Punkte mit typischen Charakterzügen des erfolgreichen Unternehmers, wie man sie in der Fachliteratur häufig liest: beispielsweise Risikobereitschaft, Schnelligkeit und Weitblick, Kreativität, Freiheitsdrang sowie der Wunsch nach "Reichtum, bis hin zur Geldgier". Lieven widerspricht der hierzulande häufig vertretenen Auffassung, wonach Unternehmer vor allem Arbeitsplätze schaffen wollen, und benennt klar das Gewinnstreben als treibendes Motiv.

Etwas Polemik kann sich Lieven in dem Kapitel "Unternehmer kontra Manager" nicht verkneifen. Die Machtkämpfe der "lageorientierten" Manager betrachtet der "handlungsorientierte Herr im Haus" naserümpfend. Besonders abgesehen hat es Lieven auf die seiner Meinung nach zahlreichen Manager, die nicht aufgrund von Kreativität Karriere gemacht haben. Sie hörten zwar den Mitarbeitern gut zu, "leider stellen diese dann später fest, dass das geduldige Zuhören nur dem Zwecke diente, sie ihrer Ideen zu berauben". Lieven schwebt dagegen ein Manager-Typ vor, der wie ein Unternehmer agiert.

Möglichst jung sollten Unternehmensgründer sein, so Lieven mit Blick auf seine eigene Biografie. Studienabschlüsse seien häufig Zeitverschwendung, manchmal sogar schädlich. "Alle Leute, die in diesem Bereich gut sind, waren mit 25 schon voll im Business. Wenn man da bis 30 oder 35 wartet, ist es zu spät. In dem Alter wird man Manager."

Obwohl Lieven selbst noch keinen einzigen Business-Plan verfasst und wohl eher auf Improvisation gesetzt hat, betont er dessen Bedeutung im Zuge einer Unternehmensgründung. Der Business-Plan beschreibt die Idee, den Markt, die potenzielle Kundschaft sowie den Finanzplan. Trotz alledem kann sich aber die neue Firma völlig anders entwickeln. Solche "Machbarkeitsstudien" vermögen also auch den Blick auf die Realität verstellen.

Der Optimismus des Buchs drückt sich auch im Loblied auf den "wunderbaren Wirtschaftsstandort" Deutschland aus. Ausländischen Produktionsstätten mit niedrigen Lohnkosten stellt Lieven die sehr hohe Produktivität in Deutschland entgegen. Und die Dienstleistungen wie auch der Handel seien sowieso auf die Nähe zum Kunden angewiesen, so der Autor, verweist aber zugleich auf die Zunahme des elektronischen Handels.

Lieven will den Leser zur Unternehmensgründung anregen, wobei er das Insolvenzrisiko fast gänzlich ausblendet. Das salopp und unterhaltsam geschriebene, nicht gerade tiefschürfende Buch vermittelt den Eindruck, dass der kometenhafte Aufstieg seines Autors jedermann gelingen kann, wobei auch Glück und Zufälle eine Rolle spielen, so Lieven. Vorsorglich liefert er in einem umfangreichen Anhang 400 Adressen von Beratungszentren und Wagniskapital-Gesellschaften mit.

Lieven, Theo: Unternehmer sein heißt frei sein. München, Wien: Hanser 2000. 247 Seiten, 39,80 Mark.

*Inge Steutzger arbeitet als freie Journalistin in München.