Teuer und kaum Filme zur Auswahl: Blu-ray und HD-DVD starten

04.09.2006
Von dpa dpa
Dieser Herbst soll das Ende der DVD einläuten. Die Nachfolgeformate Blu-ray-Disc und HD-DVD sowie die Abspielgeräte stehen in den Startlöchern. Einige Modelle sind bereits im Handel, andere wurden nun auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin (noch bis 6. September) präsentiert. Allerdings ist es aus Sicht von Experten ratsam, mit dem Kauf noch zu warten.

Als erster Hersteller hatte Samsung schon im diesem Frühjahr die Einführung eines Blu-ray-Spielers fürs Wohnzimmer angekündigt. Der BD-P1000 gibt neben CD- und herkömmlichen DVD-Formaten Blu-ray-Discs mit 25 und 50 Gigabyte (GB) Speicher wieder. Durch ihre hohe Speicherkapazität können diese ebenso wie die 15 beziehungsweise 30 GB großen HD-DVDs Filme in besonders hoher Auflösung wiedergeben.

Um Filme an Fernseher oder Beamer weiterzugeben, brauchen Blu-ray- und HD-DVD-Player eine HDMI-Schnittstelle. Diese besitzt Samsungs BD-P1000 auch - und dazu einige andere Videoausgänge. Der Preis für den Player beträgt rund 1000 Euro. Er ist also deutlich teurer als ein herkömmlicher DVD-Player.

Auch Philips hat Blu-ray-Geräte fürs Wohnzimmer angekündigt. Der Media Center PC MCP9480i mit 320 Gigabyte großer Festplatte soll im Herbst in den Handel kommen. Anfang 2007 folgt der Player BDP9000. Der Blu-ray-Spieler DMP-BD10 von Panasonic ist ab November 2006 für 1499 Euro zu haben.

Mit einem Blu-ray-Rekorder wird sich Panasonic Zeit lassen. Der Grund dafür sei, dass HDTV in Deutschland weniger stark verbreitet ist als in den USA oder in Japan, sagt Produktmanager Masaaki Suna. Es fehlt also an Fernsehsendungen, die Besitzer von Blu-ray-Rekordern aufnehmen könnten. Das gleiche gilt für HD-DVD-Rekorder, die hier zu Lande deshalb ebenfalls vorerst nicht in Sicht sind.

Einen Blu-ray-Brenner für den PC bietet etwa LG Electronics an. Das Gerät mit dem Namen GBW-H10N kostet 799 Euro - so viel wie ein Standard-PC. Auch von Philips wird es bald einen Brenner geben.

Ebenfalls zum Blu-ray-Lager gehört Sony. Der Konzern fährt mit dem Format dreigleisig: Bereits zu haben sind ein PC und ein Notebook mit Blu-ray-Brenner. "Die Geräte richten sich zum Beispiel an Nutzer, die einen HD-Camcorder haben, das Material an ihrem Rechner bearbeiten und auf Blu-ray-Discs brennen wollen", sagt Sony-Sprecher Nils Seib. Ein entsprechender Media Center PC soll im Herbst folgen.

Die zweite Schiene ist ein "Stand-Alone-Player" fürs Wohnzimmer, der im Herbst oder Winter in den Handel gelangen soll. Drittens soll Mitte November die mit einem Blu-ray-Laufwerk ausgestattete Konsole Playstation 3 erscheinen. Microsoft hat daher für seine bereits erhältliche Spielekonsole Xbox 360 zusätzlich ein HD-DVD-Laufwerk angekündigt.

Ansonsten ist das HD-DVD-Lager noch nicht so breit aufgestellt wie die Blu-ray-Fraktion. Toshiba ist führend: Von Mitte November an soll der HD-E1 für 599 Euro angeboten werden, Anfang Dezember mit dem HD-XE1 das zweite Gerät in den Handel kommen. Dieses kostet 899 Euro und kann dank seines HDMI-1.3-Anschlusses auch HD-Bilder im Format 1080p weitergeben. Diese sollen eine bessere Qualität bietet als die vom HD-E1 verarbeiteten 1080i-Bilder.

Einen Fernseher zur Darstellung von 1080p-Bildern gebe es zwar noch nicht, sagt Produktmanager Frank Eschholz. "Wir zielen mit dem HD-XE1 auf Kunden mit High-End-Beamern." Mit dem Qosmio G30-145 hat Toshiba schon seit Mai ein Notebook mit HD-DVD-Laufwerk im Portfolio. Nun folgt der Qosmio G30-189. Das Gerät besitzt einen HDMI-Ausgang, so dass man sich Filme auch auf einem Fernseher ansehen kann.

Einen Qualitätssprung wie beim Wechsel von der Videokassette zur DVD darf man beim Übergang von der DVD zu Blu-ray oder HD-DVD nicht erwarten. Außerdem wird es zur Einführung nur wenige Filme zu kaufen geben. Und um die volle Pracht der Filme genießen zu können, muss ein Fernseher mit Full-HD-Auflösung her.

Wer ein Blu-ray- oder HD-DVD-Laufwerk für den PC haben möchte, sollte bedenken, dass die Rohlinge zunächst sehr teuer sein werden - ein einmal beschreibbarer Blu-ray-Rohling mit 25 GB etwa kostet rund 20 Euro. Bei großen Datenmengen fährt der Nutzer daher mit einer zusätzlichen Festplatte günstiger.

Derzeit seien Blu-ray und HD-DVD etwas für Leute, "die einen Goldesel zu Hause stehen haben", findet Peter Knaak von der Stiftung Warentest in Berlin. "Ich würde mit dem Kauf auf jeden Fall bis zum nächsten Jahr warten." Zum einen sei - wie schon bei der DVD und ihren Abspielgeräten - ein Preisverfall zu erwarten. Zum anderen erwartet Knaak Geräte, die beide Formate abspielen können.

Formatkrieg um DVD-Nachfolge: Sieges-Rhetorik der Hersteller (PC-WELT Online, 04.09.2006)