Test: Schnurlos Skypen im WLAN

23.02.2007
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Das kabellose Telefonieren per Skype ist teuer, unpraktisch und noch mit Mängeln behaftet.

Wer bislang günstig per Skype über das Internet telefonieren wollte, kam um einen PC oder Minicomputer nicht herum. Schließlich benötigte er eine Rechnerplattform für die Skype-Software. Mehr Unabhängigkeit versprechen da die WLAN-Telefone der jüngsten Generation. Sie befreien den Benutzer nicht nur vom Kabel, sondern auch vom Computer, da sie den Skype-Client gleich integriert haben. Außer einem Internet-Zugang sowie einem WLAN-Access-Point ist damit nichts Weiteres zum Telefonieren erforderlich. Das Ganze funktioniert sowohl im heimischen Funknetz als auch in öffentlichen Hotspots.

Vorzüge, die auf dem Papier überzeugen. In der Praxis konnten wir erste Erfahrungen mit dem "Wi-Fi Phone" von SMC Networks sammeln. Während ein normales Handy seinen Benutzer mit dem Netzbetreiber-Logo begrüßt, sieht der User hier das Skype-Markenzeichen.

Die Technik stimmt, aber die Materialqualität des über 200 Euro teuren Gerätes könnte besser sein.
Die Technik stimmt, aber die Materialqualität des über 200 Euro teuren Gerätes könnte besser sein.

Um online gehen zu können, benötigt das Telefon nun Zugang zu einem lokalen Funknetz, das den Standards 802.11b oder g entspricht. Die Verbindung zum WLAN kann der Benutzer selbst herstellen, oder sie erfolgt automatisch vom Handy. Geschieht sie in Eigenregie, muss der User lediglich den Namen des bevorzugten Funknetzes sowie dessen Schlüssel eingeben. In Sachen Sicherheit beherrscht das Gerät nicht einfach nur WEP (Wired Equivalent Privacy), sondern auch die moderneren Schutz mechanismen WPA (Wifi Protected Access) und WPA2. Etwas nervend ist dabei, dass die Buchstabeneingabe wie beim Handy über die Zahlentastatur erfolgt.

Last, but not least muss der Anwender in das Telefon noch die Daten seines Skype-Accounts eingeben. Hat er dies erledigt, meldet sich das Telefon bei Skpye an und übernimmt von dort die benutzerspezifischen Einstellungen wie etwa die persönliche Adressliste. Wer bereits mit dem Internet-Telefonie-Service am PC gearbeitet hat, der findet sich auch schnell auf dem Handy zurecht. Schließlich hat der Hersteller in das Telefon einen vollwertigen Skype-Client integriert. Der größte Unterschied im Vergleich zur PC-Software liegt darin, dass der Anwender hier öfter für jede Funktion eine eigene Display-Seite aufrufen muss, während er am PC diese Features meist auf einer Seite findet. Dazu gehört leider auch die Unsitte, dass für Gespräche ins deutsche Festnetz jedesmal die Länderkennung 49 mitzuwählen ist. Sieht man davon ab, gibt es an der Implementierung des Skype-Clients nichts zu bemängeln.

Der eigentliche Verbindungsaufbau erfolgt dann recht flott, egal ob Skype-intern oder ins Festnetz telefoniert wird. Trotz des Übertragungsweges WLAN - das in den meisten Fällen noch keine Quality of Services kennt - war die Sprachqualität insgesamt gut und gab eigentlich keinen Grund zur Beschwerde. Wenn sich Gesprächspartner darüber beklagten, dass sie ihr Gegenüber nur sehr leise hörten, dann lag dies nicht an der Technikkombination aus WLAN und IP-Telefonie. Schuld daran war vielmehr die ungeschickte Platzierung des Mikrofons an der Gehäuseunterseite. Dort wurde es häufig aus Versehen von einem Finger verdeckt, was die Verständlichkeit nicht gerade förderte.

Technische Daten

  • Produkt: WLAN-Telefon.

  • Hersteller: SMC.

  • Funktion: Telefonieren mit Skype ohne PC.

  • WLAN: unterstützt 802.11b und g mit WEP, WPA und WPA2.

  • Stand-by-Zeit: rund zwei Tage.

  • Web: www.wifiphone24.com

  • Preis: 219 Euro.

Ein anderes Ärgernis im Alltag war alle zwei Tage - so lange dauert im Schnitt die Standby-Zeit des WLAN-Telefons, während die Sprechzeit bei rund drei Stunden liegt - das Aufladen des integrierten Akkus. Die Verbindung mit dem Netzteil erfolgt nämlich über einen mühsam zu platzierenden Mini-USB-Stecker, was jedesmal zum Geduldsspiel geriet. Alltagstauglicher wäre hier eine Ladeschale, wie sie bei normalen schnurlosen Telefonen üblich ist. Warum diese nicht gleich mitgeliefert wird, ist unverständlich - zumal das Gerät auf der Unterseite hierfür zwei entsprechende Kontakte besitzt. Böse Zungen vermuten, dass der Hersteller eine entsprechende Ladeschale - ähnlich wie beim iPod-Geschäftsmodell - später teuer als Zubehör verkaufen könnte. Eine Vermutung, die sich nach Testende bestätigte: SMC kündigte für rund 30 Euro eine entsprechende Ladestation an, die zudem in einer zweiten Variante mit integriertem Access Point für knapp 90 Euro erhältlich ist.

Apropos teuer - angesichts eines Listenpreises von über 200 Euro ist die Haptik beziehungsweise Qualitätsanmutung der Bedientasten sehr bescheiden. Hier hätte SMC höherwertige Tasten verbauen können. Schnäppchenjäger, die dennoch mit dem Produkt liebäugeln, sollten im Skype-Online-Shop nachschauen. Dort war das Telefon während unseres Tests für 139 Euro erhältlich.

Fazit

Insgesamt begeistert der Ansatz, schnurlos per WLAN über Skype telefonieren zu können, durchaus, weil man auch unterwegs im Vergleich zum klassischen Mobilfunk kostengünstig telefonieren kann. Allerdings bezahlt der Anwender für die Freiheit viel. Dies schmerzt um so mehr, wenn wie im Falle des SMC-Telefons Detailmängel wie ein deplatziertes Mikrofon oder minderwertige Tasten den positiven Gesamteindruck trüben.