Test: Daten migrieren mit Storage X

20.03.2008
Von Christioph Lange
Die Software von Brocade soll die Verwaltung von Dateisystemen und die Migration von Daten vereinfachen. Ob sie das kann, sollte sich im COMPUTERWOCHE-Test herausstellen.

Datenmigrationen zählen zu den regelmäßig wiederkehrenden Aufgaben von Server- und Storage-Administratoren. Der Anlass dazu ist häufig dann gegeben, wenn ein Unternehmen die Speicherkapazität erweitern muss. Hierfür erfreut sich in Windows-Umgebungen das kostenfrei erhältliche "Robocopy" großer Beliebtheit. Mit diesem Werkzeug lassen sich Quelldaten vorab auf das Zielsystem kopieren und zu einem späteren Zeitpunkt synchronisieren. Es arbeitet allerdings nur auf der Kommandozeilenebene. Bei größeren Migrationen müssen zudem zahlreiche Einzeljobs eingerichtet und gesteuert werden, was aufwändig ist und schnell unübersichtlich wird.

Die Softwarelösung "Storage X" von Brocade enthält Werkzeuge, mit denen sich auch umfangreichere Datenmigrationen zentral konfigurieren und steuern lassen. Storage X setzt auf dem Distributed File System (DFS) von Windows auf, wodurch die Clients nicht mehr über physikalische Shares auf Verzeichnisse zugreifen, sondern über zwischengeschaltete logische DFS-Links. Dadurch muss der Administrator beim Umzug eines Verzeichnisses von einem Server oder NAS-Gerät auf ein anderes System lediglich den Zielort des zugehörigen DFS-Links anpassen. Ist dieser Schritt vollzogen, greifen alle Clients über ihren bisherigen DFS-Link automatisch auf den neuen Speicherort zu.

Die Storage-Software bietet vor allem Migrationsfunktionen für das CIFS-Dateisystem von Microsoft. NFS aus der Unix-/Linux-Welt wird ebenfalls unterstützt. Allerdings ist es mit NFS bislang nicht möglich, einen globalen Namensraum aufzubauen. Darüber hinaus hat Brocade Storage X mit den Speicherlösungen von Network Appliance integriert. Bei Datenmigrationen mit Systemen, auf denen sich der Storage-X-Client nicht lokal installieren lässt, kann der Storage-X-Server als Migrations-Proxy agieren und die Replikations-Agenten für die Clients betreiben.

Speicher-Management

Die Softwaresuite bietet weitere nützliche Funktionen. So kann der Systemverwalter mit Hilfe der "Archival Migration" ein Tiered-Storage-Konzept einrichten. Dabei werden die Dateien anhand definierter Kriterien wie Datum des letzten Zugriffs oder der letzten Änderung automatisch auf kostengünstigere Speichermedien verschoben und die DFS-Links entsprechend angepasst.

Storage X unterstützt eine automatische Lastverteilung. Hierfür legt der Systemverwalter einen Speicher-Pool aus mehreren File-Servern an und definiert, ab welcher Auslastung das Brocade-Produkt die Shares auf einen weniger ausgelasteten Pool migrieren soll.

Bei der Einrichtung der DFS-Links kann Storage X nach Shares mit bestimmten Namensbestandteilen suchen, den Namespace anhand von Gruppenberechtigungen aufbauen und auch die Home-Verzeichnisse der Benutzer automatisch als DFS-Links anlegen. Mit den Multiprotokoll-Policies lassen sich der DFS-Namespace und NFS-Verzeichnisstrukturen miteinander integrieren.

Windows, Linux und Unix

Setzt ein Unternehmen ein Stand-alone-DFS ein, kann Storage X die DFS-Root auf einen anderen Server replizieren und beim Ausfall des primären Systems automatisch auf den Standby-DFS-Server umschalten. Auch die Daten der von den File-Servern bereitgestellten Shares lassen sich auf Standby-Systeme replizieren. Fällt der primäre Server aus, biegt Storage X die DFS-Links automatisch auf das Ersatzsystem um. Der Replikations-Agent ist neben Windows auch für Red Hat Enterprise Linux 4 und für Solaris 10 erhältlich. NFS-Migrationen werden darüber hinaus auf AIX-, HP-UX- und Caldera-Plattformen unterstützt.

Bei Netapp-Filern, die als Snap-Mirror konfiguriert sind, ist Storage X beim Ausfall eines Systems in der Lage, den Spiegel zwischen den beiden Filern aufzutrennen, das sekundäre System zum aktiven zu machen und den Namensraum automatisch auf das Ersatzsystem zu übertragen.

Storage X im Testbetrieb

Für den computerwoche-Test wurde die Storage-X-Software auf einem Primergy-RX300-Server von Fujitsu-Siemens Computers installiert. Der mit zwei 3,6-Gigahertz-Prozessoren und 4 GB Arbeitsspeicher ausgestattete Server lief unter Windows 2003 R2 mit einer domänenbasierenden DFS-Root. Als Speicherressourcen kamen zwei Windows 2003 Server, ein Fibre Channel Disk Array S16F-R1430 von Infotrend, ein Unified-Storage-Server SC836 der Thomas Krenn AG mit Fibre-Channel-, iSCSI- und NAS-Support sowie ein per Software simulierter Netapp-Filer zum Einsatz. Dieser wurde als NFS- und CIFS-Server konfiguriert und in das Active Directory integriert.

Verwaltungswerkzeug macht Speicherstrukturen sichtbar

Damit Storage X die Speicherressourcen verwalten kann, fügt der Administrator zunächst im "Physical View" die gewünschten Systeme hinzu. Vorhandene Verzeichnisfreigaben zeigt das Tool automatisch an. Neue Shares lassen sich über die Storage-X-Oberfläche auf den Zielsystemen anlegen. Im Test waren zunächst die iSCSI-Laufwerke nicht zu sehen, weil sie nicht als administratives Share freigegeben waren. Sobald dies nachgeholt worden war, ließen sie sich über Storage-X verwalten.

Nachdem die Verzeichnisfreigaben angelegt sind, kann der Systemverwalter damit beginnen, die gewünschte logische Sicht aufzubauen. Für den computerwoche-Test wählten wir eine Struktur mit den drei Standorten Berlin, Hamburg und München. An jedem Standort wurden in der logischen Ansicht Verzeichnisse für Financial, Personal und Produktion eingerichtet. Um nun eines dieser logischen Verzeichnisse mit einem physikalischen Share zu verbinden, zieht der Administrator einfach die gewünschte Freigabe per Drag and Drop auf das logische Verzeichnis. Storage X erstellt dadurch automatisch den zugehörigen DFS-Link, was im Test mit allen Verzeichnissen auf Anhieb funktionierte.

Daten automatisch migrieren

Eine Migration mit Storage X erfolgt in drei Schritten. Als Erstes kopiert Storage X die zu migrierenden Daten in das Zielverzeichnis. Daran schließt sich eine inkrementelle Phase an, während der das Tool die Daten von der Quelle zum Ziel repliziert. Als Letztes synchronisiert Storage X die Informationen und stellt dann die DFS-Pfade automatisch von den Quell- auf die Zielverzeichnisse um. Benutzerzugriffe kann das Tool während dieser Aktion dadurch unterbinden, dass es den Share-Namen vorübergehend ändert. Die Daten und Shares der Quellverzeichnisse löscht Storage X auf Wunsch automatisch.

Gegenüber dem Robocopy-Tool bietet Storage X den Vorteil, dass der Administrator die von der Replikation nutzbare Bandbreite beschränken kann, was insbesondere bei Migrationen über schmalbandige WAN-Verbindungen hilfreich ist. Zudem unterstützt Storage X eine differentielle Replikation auf Byte-Ebene, die bei Dateien mit Größen von 64 KB bis 128 MB nur die veränderten 1-KB-Blöcke überträgt.

Bei größeren Datenmigrationen kann der Administrator Migrationsgruppen konfigurieren, die parallel verarbeitet werden. Zudem ist es mittels der "Agent Groups" möglich, die zu migrierenden Daten auf mehrere Storage-X-Agenten zu verteilen und auf diesem Weg den Durchsatz zu erhöhen.

Eine einmal konfigurierte Migrations-Policy lässt sich für alle Shares einsetzen. Um eine Migration zu starten, zieht der Administrator die zu migrierenden Shares per Drag and Drop auf die gewünschte Policy und gibt an, in welches Zielverzeichnis die Daten übertragen werden sollen.

Im Test versuchten wir als Erstes, ein Windows-Fileserver-Share auf ein NAS-Share des Netapp-Filers zu migrieren. Dies klappte zunächst nicht, weil die Volumes im Netapp-Simulator versehentlich mit FAT formatiert worden waren. Deshalb konnte Storage X die NTFS-Berechtigungen nicht ins Ziel übernehmen und brach den Job ab. Nachdem die Formatierung auf NTFS geändert worden war, klappte die Datenmigration problemlos.

Standardmäßig sorgt Storage X dafür, dass alle Datei- und Verzeichnisberechtigungen erhalten bleiben. Die weiteren im Test vorgenommenen Migrationen zwischen Shares auf unterschiedlichen File-Servern verliefen reibungslos.

Storage X gibt dem Systemverwalter umfangreiche Reportfunktionen an die Hand, mit denen sich zahlreiche Informationen über die vorhandene Datenstruktur ermitteln lassen. Beispielsweise kann er sich Auslastungsübersichten für alle Volumes oder Auswertungen anhand von Dateialter oder Dateityp erstellen lassen.

Fazit

  • Die Storage-X-Lösung von Brocade ist mit etwa 6500 Euro pro verwaltetes Terabyte zwar nicht ganz billig, dürfte sich aber vor allem in größeren Unternehmen durchaus lohnen, da sie das Daten-Management deutlich vereinfacht.

  • Die Integration mit dem Windows Distributed File System (DFS) und mit Netapp-Filern sorgt dafür, dass der Datenmigrationsaufwand sinkt.

  • Auch die Hochverfügbarkeitsfunktionen von Storage X sind nützlich, da sie bei Störfällen Dateizugriffe der Benutzer automatisch auf die Ersatzsysteme umleiten.

(fn)

Kurz gefasst

Produkt: Storage X.

Hersteller: Brocade, http://www.brocade.de.

Preis: zirka 6500 Euro pro TB Nettodatenvolumen.

Vor- und Nachteile

  • Einfache Ersteinrichtung und Rekonfiguration von Windows-DFS-Links;

  • gute Integration mit Netapp-Filern;

  • leistungsfähige Funktionen zur Automatisierung von Datenmigrationen inklusive Bandbreitenlimitierung;

  • im Desaster-Fall automatisches Umschalten auf Ersatzsysteme möglich;

  • umfangreiche Reportfunktionen.

  • Das hierarchische Speicher-Management lässt sich bislang nur auf Share-Ebene und nicht für einzelne Dateien nutzen.

Hier lesen Sie …

  • wann Brocade Storage X für die Datenmigration sinnvoll ist;

  • wie das Produkt Windows- und Linux-/Unix-Umgebungen unterstützt;

  • wie die Software beim intelligenten Speicher-Management hilft;

  • wie der Administrator mit der Verwaltungsoberfläche arbeitet;

  • wie Storage X auf Systemausfälle reagiert und wie sich eine Lastverteilung einrichten lässt.