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Telkos kritisieren Icann-Vorstoß der EU

06.10.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die großen europäischen Telekommunikationsunternehmen kritisieren einen Vorstoß der Europäischen Union, den politischen Einfluss der USA auf das Internet zu verringern (siehe auch "Streit um Mitbestimmung im Internet hält an"). Sie befürchten eine zunehmende Bürokratisierung des Webs.

Die EU hatte vergangene Woche ein Papier veröffentlicht, das international den Einfluss von Regierungen auf die Arbeit der Icann (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) stärken soll. Die Telkos haben die EU in diesem Bemühen bislang generell unterstützt, das derzeitige Vorgehen stößt bei ihnen jedoch auf Kritik. Martin Selmayr, Sprecher der EU-Kommission bemüht sich indes die Wogen zu glätten, das Papier sei lediglich missverstanden worden: "Wir sind kategorisch gegen jeden direkten Regierungseinfluss auf die Icann", stellt Selmayr klar. EU-Chefunterhändler Peter Zangl versucht ebenfalls, die Gemüter bei der European Telecommunications Network Operators Association zu besänftigen. In der Organisation sind 45 große Telekommunikationsanbieter aus 35 Ländern organisiert. Laut "Wall Street Journal" hat Zangl deren Director Michael Bartholomew informiert, dass die EU gegen jede Einbindung von Regierungen in die tagtägliche Verwaltung der Internet-Ressourcen sei. Die EU unterstütze vielmehr eine Public-Private-Partnership mit vielen Beteiligten, die die Icann beaufsichtigen solle.

Auch wenn die Icann organisatorisch dem US-Handelsministerium untersteht, ist die Organsiation bereits heute international besetzt. Von 45 Angestellten sind weniger als die Hälfte Amerikaner, bei den Board-Mitgliedern sind es fünf von insgesamt 21.

Das Thema steht auch auf der Agenda des von den Vereinten Nationen gesponserten World Information Society Summit Mitte November. Da jede neue Vereinbarung von der Zustimmung der USA abhängt, rechnen Beobachter damit, dass sich am Status Quo und damit am US-amerikanischen Führungsanspruch nichts ändern wird. (rg)