Teletutoren als Wissens-Manager

02.08.2005
Die Bundeswehr trainiert Dozenten für die Fernausbildung. Auch externe Interessierte können sich nun nach dem neuen Konzept schulen lassen.

Während viele Unternehmen in Mitarbeiterschulungen noch auf klassisches E-Learning setzen, hat die Bundeswehr diese Lernform zu einem umfassenderen Trainingskonzept weiterentwickelt: Ihre Fernausbildung verbindet moderne Techniken und eignet sich durch ihr pädagogisches Konzept auch für einen großen Rahmen.

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*71810: Integration von Lernmethoden;

*71735: E-Learning-Trends;

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• warum die Bundeswehr auf neue Internet-gestützte Bildungskonzepte setzt;

• was das Teletutorenkonzept der Bundeswehr beinhaltet;

• warum dieses Konzept auch für Nicht-Bundeswehr-Mitarbeiter nützlich ist.

Technologiegestütztes Lernen bedeutet dabei nicht, dass Lernende auf sich allein gestellt sind - im Gegenteil. Sie sind auf Ansprechpartner angewiesen, die ihnen die Lernsysteme erklären und für Fragen zur Verfügung stehen. Sie brauchen Hilfe, wie sie an Informationen gelangen, und müssen motiviert werden, sich auf die neue Form des Lernens einzulassen.

Die Bundeswehr bildet für diese neuen Anforderungen seit 2004 Teletutoren aus. Ab sofort können nun auch externe Interessierte von den Erfahrungen der Bundeswehr profitieren. "Unser Konzept ist keineswegs bundeswehrspezifisch", erklärt Oberstleutnant Manuel Schulz, wissenschaftlicher Leiter der Projektgruppe Fernausbildung an der bundeswehreigenen Helmut-Schmidt-Universität, die die Teletutorenausbildung im Auftrag des Streitkräfteamtes mit entwickelt hat. "Teletutoren, die bei uns ausgebildet wurden, können zum Beispiel auch die technologiegestützte Aus-, Fort- und Weiterbildung im öffentlichen Dienst oder in Unternehmen organisieren", ergänzt Oberstleutnant Rolf Thielmann vom zuständigen Referat im Verteidigungsministerium.

Das Lernen neu erlernen

Neben der Organisation von E-Learning-Angeboten und dem Aufbereiten von Inhalten für den Computer lernen angehende Teletutoren auch, wie sie in Foren und Expertennetzen an Fachwissen herankommen. So unterstützen sie später die Lernenden dabei, sich selbst Informationen zu verschaffen.

"Wer bei uns zum Teletutor ausgebildet wird, muss sich zunächst von einigem verabschieden, was er bis dahin über das Lehren und Lernen gedacht hat", erklärt Major Henning Breyer, der Verantwortliche für die Teletutorenausbildung im Streitkräfteamt der Bundeswehr in Bonn. Die Ausbildung betone methodisches Wissen und die "sozialen Kompetenzen" wie die Fähigkeiten zur Kommunikation und Kooperation. Längst habe man sich vom klassischen Verhältnis zwischen Auszubildendem und Ausbilder verabschiedet und setze beim Lernen auf Partnerschaft und Teamwork. Ein wesentlicher Effekt dieser Art der Ausbildung ist die Entstehung dezentraler Netzwerke. Wie andere Organisationen davon profitieren können, macht die Bundeswehr vor: Über die Foren, die Teletutoren betreuen, lassen sich jederzeit Kontakte zu Ansprechpartnern herstellen. Innerhalb weniger Minuten kann zum Beispiel ein Experte zu Rat gezogen werden.

Bei Einsätzen in Krisengebieten, wenn der Rat eines Sprengexperten gefragt ist, können Minuten über Leben und Tod entscheiden. Auch weniger dramatische Probleme wie Fragen zum Umgang mit Software lassen sich über Anfragen in Foren schnell lösen. Ist jemand nicht direkt erreichbar, helfen Dateien, die Teletutoren und Experten in den Foren hinterlegen. Damit hat die Bundeswehr eine moderne Form des Wissens-Managements entwickelt, die jedes andere Unternehmen auch ohne aufwändige technische Voraussetzungen nutzen kann.

Schnell Experten finden

Damit die Teletutoren das Konzept von der Pike auf kennen lernen, werden sie selbst über die Fernausbildung geschult. Der vierte Lehrgang beginnt im September, dauert 13 Wochen und richtet sich auch an Externe aus den Bereichen Weiterbildung und Personalentwicklung. Eine zweitägige Eingangsveranstaltung sowie zwei Wochen sind für Präsenzveranstaltungen an den Lehrgangsorten Koblenz, Strausberg oder Sonthofen vorgesehen. In der übrigen Zeit bearbeiten die Teilnehmer mehrere Aufgaben in Selbstlern- und Telekooperations-Abschnitten am heimischen Computer. Die Teilnahme kostet 2199 Euro. Interessenten finden weitere Informationen unter www.fernausbildung.org. (hk)