Zukunftsoptimismus steht auf wackeligen Beinen:

Telenorma auf Rationalisierungskurs

04.07.1986

FRANKFURT (CW) - Angeschlagen legte die zur Bosch-Gruppe gehörende Telenorma (TN), Frankfurt, jetzt ihren Geschäftsbericht vor. Trotz der mageren Ertragslage 1985 rechnet Michael Schwarzer, Vorsitzender der Geschäftsleitung, für das laufende Jahr mit einem Gewinnanstieg. Der Umsatz der ersten fünf Monate wuchs Indes nur halb so steil wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Ließ sich bei den Einnahmen des Konzerns 1985 noch ein Plus um 8,8 Prozent auf rund zwei Milliarden Mark feststellen, so verringerte sich der Zuwachs beim Umsatz im lauf enden Jahr auf 3,6 Prozent. Bis zum Ende des Geschäftsjahres will TN vier bis fünf Prozent erreichen und den Umsatz damit auf 2,1 Milliarden steigern. Auch die Auftragseingänge verhalten sich rückläufig. Sie liegen für die ersten fünf Monate 1986 um 3,8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Jahresüberschuß schmolz 1985 auf 47 (68) Millionen zusammen.

Zwar erweiterte das Telekommunikationsunternehmen seine Belegschaft im vergangenen Berichtszeitraum weltweit noch um 2,3 Prozent auf 18 272 Mitarbeiter; in drei Produktionsstätten arbeiten allerdings 1800 Menschen bereits seit letztem Oktober kurz. In den kommenden zwölf bis achtzehn Monaten müssen etwa 400 Mitarbeiter mit ihrer Kündigung rechnen. Über die Schließung des Werkes Landstuhl ist noch nicht entschieden. Hier würden 462 Beschäftigte auf die Straße geschickt.

Die Umstellung von der Analog Analogtechnik auf die weniger fertigungsintensive Digitaltechnik zwängen drastischen Rationalisierungsmaßnahmen, argumentierte Schwarzer. Als großes Sorgenkind überschattet die Datentechnik das Familienbild des Konzerns, dem mittlerweile acht Auslandstöchter angehören. Das schmale Auftragsvolumen von lediglich 50 Daten- und Textsystemen entspräche nur etwa einem Viertel der erwarteten Eingänge.