Netzwerk-Integrator sucht händeringend nach Fachpersonal

Telemation wächst kontrolliert und schielt nach Beteiligungen

10.05.1996

"Der Markt hätte noch wesentlich mehr hergegeben", resümierte Telemation-Vorstand Udo Siegert anläßlich der ersten Bilanzpressekonferenz des Unternehmens, das sich im Oktober 1995 von der Telemation Gesellschaft für Datenübertragung mbH zur Telemation Netzwerk AG umgewandelt hat. Für die Frankfurter Netzspezialisten, die seit 1973 im Markt präsent sind, standen jedoch auch bei ihren ersten Gehversuchen als AG zwei Dinge im Vordergrund: die eigene Unabhängigkeit und ein kontrolliertes Wachstum.

Den angestrebten Umsatz von 200 Millionen Mark, bei einem Zuwachs von 24,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr (162,3 Millionen Mark) auf insgesamt 202,7 Millionen Mark, hat das Unternehmen trotzdem erreicht. Nicht beklagen können sich die Telemation-Verantwortlichen auch über die Ertragsentwicklung. So haben sich im Geschäftsjahr 1995 (Stichtag: 31. Dezember) Ergebnis und Jahresüberschuß mit 31,9 beziehungsweise 17,3 Millionen Mark gegenüber dem Vorjahr (17,3 und 8,7 Millionen Mark) nahezu verdoppelt. Der niedri-gere Gewinn im Geschäftsjahr 1994 ist insofern zu relativieren, als hier Siegert zufolge Währungsschwankungen des Dollars verkraftet werden mußten.

Insgesamt sei es jedoch gelungen, in Deutschland der größte unabhängige Netzwerk-Integrator und damit Marktführer in diesem Bereich zu bleiben. Mit steigender Tendenz, wie der Telemation-Vorstand hinzufügte - auch und gerade, was den weltweiten Kommunikationsmarkt angeht.

Outsourcing-Geschäft soll weiteres Standbein werden

So werde nach Prognosen von Dataquest der Internetworking-Markt global bis zum Jahr 2000 auf ein jährliches Volumen von knapp 100 Milliarden Dollar ansteigen. Für Deutschland bedeute dies eine Steigerung von zwei Milliarden Mark (1996) auf acht Milliarden Mark im Jahr 2000.

Mit der Umwandlung in eine AG im Herbst 1995 habe Telemation, so Siegert, diesen Anforderungen eines immer größer und vor allem globaler werdenden Marktes Rechnung tragen wollen. Internet-Aktivitäten und das mehr oder weniger komplette Outsourcen von Netzwerken stünden dabei an vorderster Stelle bei den Wünschen der Kundschaft. Vor allem letzteres spielt auch eine Rolle bei den Überlegungen des Telemation-Managements, wenn es um den Eintritt in neue Geschäftsfelder geht. Mittelfristig soll der Anteil von Serviceleistungen am Gesamtumsatz von derzeit knapp 35 Prozent deutlich ausgeweitet werden.

Trotz der Wachstumschancen plant man jedoch bei Telemation derzeit keinen Börsengang. Mit einer gesunden Eigenkapitalquote (40 Prozent) könne man auch in den kommenden Jahren ein geplantes jährliches Wachstum von rund 30 Prozent verkraften. Zudem seien, wie es hieß, rund zehn Millionen Mark "in der Kriegskasse", um sich in verhältnismäßig kleine, das eigene Produkt- beziehungsweise Serviceportfolio ergänzende Firmen oder Joint-ventures einzukaufen. Ein vor kurzem in Brüssel eröffnetes Büro soll hierzu von einem "europäischen Blickwinkel aus" den Markt sondieren. Probleme gibt es für Telemation indes bei der Rekrutierung von geeigneten Beratern mit Know-how in Sachen Networking. Siegert wörtlich: "Große US-Kunden, vor allem aber die neuen Netzbetreiber in Deutschland, fegen den Personalmarkt regelrecht leer."