Wissenschaftliche Einrichtung für Kommunikationsdienste in Bonn gegründet:

Telematik-Institut soll für die Post forschen

02.07.1982

BONN (de) - Ein "Wissenschaftliches Institut für Kommunikationsdienste" hat die Deutsche Bundespost ins Leben gerufen. "Viele Kernfragen auf dem Gebiet der Kommunikationstechnik sind bisher nicht hinreichend analysiert worden". erklärte Postminister Hans Matthöfer bei der Gründungsfeier in Bonn.

Das neue Institut soll nach Matthöfers Worten ein Forum für die Auseinandersetzung über die Rolle der Bundespost sein: "Die öffentliche Debatte", sagte der Minister, "ist bisher häufig aus dem engen Blickfeld ideologisch vorbelasteter Grundpositionen emotional geführt worden." (Siehe auch Kolumne, Seite 7.)

Als Gastredner sah Professor Carl Christian von Weizsäcker, Universität Bonn, die Aufgabe der neuen Einrichtung vorgezeichnet: "Wir können uns die Frage stellen, ob nicht die Bundespost eine Hebammenfunktion beim Entstehen und Gelingen von Innovationen zu spielen hat, die mit der Kommunikation in unserer Gesellschaft zu tun haben." (siehe auch Gastkommentar, Seite 6).

Der Aufbau des Instituts, in dem künftig etwa ein Dutzend Mitarbeiter in mehreren Forschungsgruppen tätig sein werden, beginnt am 1. Juli 1982. Die Fachaufsicht über die organisatorisch selbständige Einheit der Deutschen Bundespost übt ein Institutsrat aus, dem mehrere Abteilungsleiter des Postministeriums angehören sollen.

In seiner Ansprache erläuterte Minister Matthöfer die Gründe für die Einrichtung des Instituts. Die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien würden einerseits für die ökonomische Entwicklung moderner Volkswirtschaften von zentraler Bedeutung sein, andererseits aber erhebliche Umstrukturierung, vor allem auch auf dem Arbeitsmarkt, bewirken. Matthöfer: "Die wirtschaftlichen Auswirkungen der neuen Technologien auf die Arbeitswelt müssen sorgfältig erforscht werden." Die deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen hätten sich mit den von den Post- und Fernmeldeverwaltungen bereitgestellten Kommunikationsdiensten nicht in dem Umfang beschäftigt, wie es der Bedeutung dieser Dienste entsprechend wünschenswert gewesen wäre.

Die Deutsche Bundespost habe sich bisher vornehmlich mit der naturwissenschaftlich-technischen, weniger aber mit der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Seite ihrer Dienste befaßt. In den letzten Jahren hätten sich einige Hochschulinstitute verstärkt mit den Kommunikationsdiensten und mit der Unternehmenspolitik der Deutschen Bundespost wissenschaftlich auseinandergesetzt und der Post wertvone Erkenntnisse und Anregungen für ihre Unternehmenspolitik gegeben. Die Deutsche Bundespost müsse sich über die Forschung anderer Stellen hinaus aber auch selbst um die wissenschaftliche Prüfung und Begründung der Art und des Umfangs ihrer Tätigkeit bemühen. Da eine solche Aufgabe von ihrem wissenschaftlichen Charakter her weder im Rahmen des Ministeriums noch im Rahmen der Zentralämter gelöst werden könnte, sei es zur Gründung des Wissenschaftlichen Instituts für Kommunikationsdienste gekommen.