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Telekom: Zwischenlösung für das Sommer-Loch

17.07.2002
Telekom-Chef Ron Sommer ist gestern zurückgetreten. Sommers vorübergehende Nachfolge soll der frühere Aufsichtsratschef Helmut Sihler antreten.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Telekom-Chef Ron Sommer ist gestern - mehr oder weniger freiwillig - zurückgetreten. In einer Pressekonferenz am Rande der Aufsichtsratssitzung erklärte der 53-Jährige, er ziehe mit diesem Schritt die Konsequenz aus den Ereignissen der vergangenen Tage. "Wenn der Aufsichtsrat des Konzerns nicht mehr uneingeschränkt hinter mir und der von mir verantworteten Strategie für das Unternehmen steht," so Sommer, "ist ein Rücktritt der einzig vernünftige Schritt." Mit seinem Rückzug wolle er zumindest den Teil der Debatte beenden, der mit seiner Person zu tun habe. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende war insbesondere wegen des drastisch gefallenen Aktienkurses und der hohen Verschuldung unter Beschuss geraten. Angesichts der hohen Zahl enttäuschter Kleinaktionäre und der 43-prozentigen Beteiligung des Bundes an dem ehemaligen Staatskonzern sah sich auch die amtierende rot-grüne

Regierung unter Zugzwang.

Sommers vorübergehende Nachfolge soll der frühere Aufsichtsratschef Helmut Sihler antreten, bis ein geeigneter Vorstandschef gefunden ist. Der bis zuletzt als Favorit gehandelte Technik-Vorstand Gerd Tenzer wurde zu Sihlers Stellvertreter ernannt. Presseberichten zufolge war die Entscheidung zuungunsten Tenzers ausgefallen, da der Aufsichtsrat befürchtete, mit dem SPD-Mitglied an der Konzernspitze stärker in den anstehenden Wahlkampf involviert zu werden. Außerdem fehlte dem Technikvorstand der entscheidende Rückhalt im Aufsichtsrat und bei den Anlegern. Letzteres zeigte sich auch im Kurs der T-Aktie, die am Montag mit 15 Prozent aufgrund von Spekulationen über eine Kandidatur Tenzers den größten Tagesverlust seit Börsengang verzeichnet hatte (Computerwoche online berichtete).

Aufsichtsratvorsitzender Hans-Dietrich Winkhaus und der Übergangschef kündigten einen harten Konsolidierungskurs an. Wichtigste Aufgaben für die nahe Zukunft seien dabei Kostensenkung, Qualitäts- und Effizienzsteigerung sowie Schuldenabbau, erklärte Winkhaus. (mb)