Wettbewerb wirkt sich im ersten Quartal 1998 nur bedingt aus

Telekom will mit Innovationen Marktanteilsverluste wettmachen

08.05.1998

Mit Prognosen hat Ron Sommer offensichtlich keine glückliche Hand. Nachdem der Telekom-Chef bereits im Januar seine ursprünglich optimistischen Gewinnerwartungen hatte nach unten korrigieren müssen, verhagelte den Bonnern nun auch noch die Wirtschaftkrise in Südostasien zusätzlich die Bilanz. Statt einem - noch im Januar in Aussicht gestellten - Ergebnis vor Steuern in Höhe von 7,5 Milliarden Mark blieben jetzt unter dem Strich 7,2 Milliarden Mark übrig. Ansonsten bestätigte die Telekom weitgehend die schon länger bekannten Eckdaten: Der Konzernumsatz erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 7,1 Prozent auf 67,6 Milliarden Mark. Als Konzernüberschuß nach Steuern werden 3,3 Milliarden Mark ausgewiesen, deren komplette Ausschüttung jedoch notwendig ist, um die Aktionäre mit der versprochenen Dividende von 1,20 je Aktie zu bedienen.

Viel Umsatz mit ISDN

Größter Umsatzträger war auch 1997 die Festnetztelefonie, die gegenüber 1996 um 6,6 Prozent auf ein Volumen von 50,5 Milliarden Mark zulegen konnte. Profitieren konnte man hier, wie es in Bonn hieß, von einem starken Zuwachs der ISDN-Kanäle und des Verkehrsaufkommens. Die Einnahmen im Mobilfunk stiegen um 19 Prozent auf fünf Milliarden Mark. Damit sei, so Sommer, das "Kerngeschäft der Telekom absolut gesund". Eine Aussage, die von Finanzvorstand Joachim Kröske untermauert wurde. Ihm zufolge wurden 1997 in den genannten Bereichen Bruttorenditen von 20 beziehungsweise 22 Prozent erwirtschaftet. Mit einer Umsatzsteigerung von knapp neun Prozent entwickelten sich dem Vernehmen nach auch die Segmente Datenkommunikation und Systemlösungen positiv.

Sorgenkinder der Telekom-Chefetage bleiben indes die öffentlichen Telefonzellen, das Endgerätegeschäft, das Breitbandkabelnetz sowie die Auslandsbeteiligungen. Letztere schlugen allein beim Joint-venture Global One mit weiteren Anlaufverlusten in Höhe von 390 Millionen Mark negativ zu Buche; insgesamt trugen die genannten Geschäftsfelder ein Minus von vier Milliarden Mark zur Telekom-Bilanz bei. Was besagte Auswirkungen der Asienkrise angeht, wurde unter anderem in Indonesien, wo die Bonner am Mobilfunkbetreiber Satelindo beteiligt sind, eine weitere Rückstellung von 300 Millionen Mark notwendig. Diverse andere Engagements in Malaysia und auf den Philippinen erforderten einen Verlustvortrag von weiteren 100 Millionen Mark sowie 500 Millionen Mark Abschreibungen auf die jeweiligen Firmenwerte. Unabhängig davon kündigte Finanzvorstand Kröske am Rande der Bilanzpressekonferenz ein weiteres Engagement der Telekom in dieser Region an. Ein entsprechender Deal soll bereits in den nächsten Tagen bekanntgegeben werden und sich im "dreistelligen Millionenbereich" bewegen.

Für viele Beobachter interessanter dürfte jedoch die Geschäftsentwicklung der Telekom im ersten Quartal 1998 gewesen sein. In den ersten drei Monaten seit der vollständigen Öffnung des deutschen TK-Marktes konnten die Bonner nach einer erstmals veröffentlichten (vorläufigen) Quartalsbilanz ihren Umsatz gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 6,1 Prozent von 16,3 auf 17,3 Milliarden Mark steigern. Das Ergebnis vor Steuern kletterte um neun Prozent von 2,2 auf 2,4 Milliarden Mark. Angesichts der "Unwägbarkeiten der weiteren Regulierung und des Wettbewerbs" vermieden jedoch sowohl Sommer als auch Kröske eine Hochrechnung der Quartalszahlen auf das ganze Geschäftsjahr sowie eine entsprechende Dividendenprognose.

Man sei mit der eigenen Strategie auf einem "guten und erfolgsversprechenden Weg", betonte Sommer lediglich. Ziel sei es, vor allem durch ein forciertes Innovationstempo ein generelles Marktwachstum zu stimulieren und daran so stark zu partizipieren, daß die durch den Wettbewerb zwangsläufigen Marktanteilsverluste mehr als kompensiert werden können. Bei einem Zuwachs der Gesprächsminuten um gut acht Prozent (bei elf Prozent allgemeinem Marktwachstum) ging diese Rechnung bisher auf, hieß es. Sommer kündigte zudem weitere Preissenkungen an. So soll unter anderem für Geschäftskunden ein "verbessertes Tariftableau" angeboten werden.

Marktanteil der Telekom fällt

Ihren Marktanteil in Deutschland bezifferte die Telekom für 1997 auf 81,5 Prozent. Im ersten Quartal ist der Anteil des Ex-Monopolisten allerdings um weitere 2,5 Prozent auf 79 Prozent gefallen. Einige 10000 Kunden haben demnach den Bonnern im Rahmen der sogenannten Preselection den Rücken gekehrt.

Nach Angaben von Finanzvorstand Kröske stellt man sich beim Branchenführer auch für das gesamte Geschäftsjahr 1998 auf einen Marktanteil von "weniger als 80 Prozent" ein. Dabei seien sowohl "Preis- als auch Volumeneffekte" zu erwarten. Auch die individuellen Tarife für Geschäftskunden stünden aufgrund der neuen Wettbewerber "unter Druck".