Paranoia

Telekom-Vorstände haben sich selbst bespitzelt

15.02.2009
Die Sicherheitsabteilung der Deutschen Telekom hat laut "Spiegel"-Bericht auch eigene Vorstände ausgekundschaftet.

Bei der Bespitzelungsaffäre der Deutschen Telekom seien auch Führungskräfte wie der noch amtierende Finanzchef Karl-Gerhard Eick verdächtigt worden, interne Informationen an die Presse weitergegeben zu haben. Zudem seien die Ermittler auf einen Vermerk gestoßen, aus dem sich erkennen lasse, dass auch eine Quelle aus der "Bild"-Zeitung dortige Interna an die Telekom weitergegeben haben soll. Ob es dafür einen realen Hintergrund gibt oder ob sich ein Sicherheitsmitarbeiter nur wichtig machen wollte, ist aber laut Telekom bislang unklar.

"Es ist für uns absolut unvorstellbar, dass ein Mitarbeiter der "Bild"-Redaktion Informationen an die Telekom weitergegeben hat", sagte der Sprecher der Axel Springer AG, Tobias Fröhlich. Es lägen auch keine Erkenntnisse darüber vor. Sollte es dafür ernstzunehmende Belege geben, werde man der Sache mit aller Konsequenz nachgehen. Laut "Bild"-Sprecher sind fast jeden Tag bei den Redaktionssitzungen auch externe Gäste anwesend. Daher sei es nicht unwahrscheinlich, dass Informationen aus diesen Konferenzen nach außen dringen. Dabei handele es sich aber nicht um vertrauliche Dinge.

Der Bonner Oberstaatsanwalt Fred Apostel machte keine Angaben, ob der Vermerk bekannt sei. Im Zusammenhang mit der Spitzelaffäre sitzt seit zwei Monaten ein früherer Sicherheitsmitarbeiter der Telekom in Untersuchungshaft. Ihm werden unter anderem Betrug, Untreue und Verstoß gegen Datenschutzbestimmungen vorgeworfen. Er soll die Bespitzelung von Aufsichtsräten und Journalisten organisiert haben. Offen ist, ob er im Auftrag oder eigenständig gehandelt hat.

Unter Berufung auf interne Untersuchungsberichte der Telekom schreibt der "Spiegel", auf der Suche nach möglichen Lecks seien heimlich Reise- und Kalenderdaten ausgewertet worden. Auf der Liste der von der Konzernsicherheit verdächtigen Personen hätten neben ehemaligen Managern wie Ex-Telekomchef Ron Sommer auch amtierende Manager des Jahres 2006 gestanden. Neben Eick seien auch der Festnetz-Vorstand Walter Raizner oder Personal-Chef Heinz Klinkhammer verdächtigt worden.

Die Konzernsicherheit habe ein Konzept zur Ermittlung von Indiskretionen erarbeitet. In diesem Zusammenhang sei auch die "Bild"-Zeitung ins Visier möglicher Spähattacken geraten. So sei der damalige Konzernchef Kai-Uwe Ricke kurz vor seiner Ablösung im November 2006 über den Stand der Ermittlungen unterrichtet worden. Dabei seien auch "Interna aus Redaktionssitzungen" der Zeitung erwähnt worden.

Ein Telekom-Sprecher sagte am Samstag, das Unternehmen habe im Mai 2008 die entsprechenden Unterlagen der Staatsanwaltschaft übergeben. Der Aufsichtsrat habe sich in der vergangenen Woche mit einem Bericht darüber befasst. Es gebe jedoch keine neuen Erkenntnisse. (dpa/ajf)