Thema der Woche/Bonner Carrier trennt sich von TV-Kabelnetz

Telekom verspricht großzügige Rabatte

05.12.1997

Am Vorabend der Liberalisierung des deutschen TK-Marktes gibt sich die Deutsche Telekom kämpferisch. Der Bonner Riese will seine Vormachtstellung nicht nur halten, sondern im freien Wettbewerb mit marktwirtschaftlichen Mitteln ausbauen. Hierzu plant Telekom-Chef Ron Sommer, über das nächste Jahr verteilt ein Marketing-Feuerwerk abzubrennen, um mit neuen Diensten und Produkten die Kunden bei der Stange halten. In der Diskus- sion sind Optionen wie Rückruf bei Besetzt und Funktionen wie Rufnummernanzeige. Ferner verkündete Sommer vor dem Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten: " Wir werden die höchsten Rabatte gewähren, je länger ein Gespräch dauert und je größer die Distanz ist."

Gegenüber der COMPUTERWOCHE versprach Telekom-Sprecher Stephan Althoff, daß der Konzern 1998 auch die Belange der Internet-Surfer berücksichtigen und dieser Klientel ebenfalls entgegenkommen werde. Derzeit sei es aber noch zu früh, um konkrete Maßnahmen mitzuteilen. Die Preispolitik des Bonner Carriers gilt als Hauptgrund für die zögerliche Internet-Entwicklung in Deutschland. Während Surfer in den USA beispielsweise nichts für die Einwahl zum nächsten Internet-Knoten zahlen müssen, kassiert die Telekom hierzulande im Ortsnetz kräftig ab.

Insgesamt sieht Telekom-Boß Sommer sein Unternehmen für den kommenden Wettbewerb gut gerüstet. Mit der Qualität seiner Dienstleistungen und der Leistungsstärke der Netzplattformen stehe das Unternehmen im internationalen Vergleich mit an der Spitze. Seinen Konkurrenten warf Sommer dagegen vor, sich auf dem Markt nur die Rosinen herauszupicken und auf das schnelle Geld auszusein.

Mit dem Hinweis auf die Leistung der Netze begründete der Manager auch die Ausgliederung der Kabelfernsehaktivitäten in eine Tochtergesellschaft. Als eigenständiges Unternehmen könne der TV-Netzbereich flexibler auf neue Anforderungen reagieren. Für die Zukunft ist auch eine Regionalisierung im Gespräch.

Branchenkenner vermuten dagegen, daß Sommer sich zu diesem Schritt entschloß, um von der EU endlich grünes Licht für die Allianz mit Kirch und Bertelsmann in Sachen Digitalfernsehen zu bekommen. Den EU-Wettbewerbshütern ist diese Dreiergruppe nämlich ein Dorn im Auge. Die Brüsseler untersagten beispielsweise Kirch und Bertelsmann, ihre D-Box, wie das zum Empfang notwendige Gerät heißt, auf den Markt zu bringen.