Für René Obermann ist es der letzte große Akt als Vorstandschef der Deutschen Telekom: Der Verkauf der Internettochter Scout24 an den US-Finanzinvestor Hellman & Friedman. Der Deal bringt dem Konzern einen warmen Geldregen. Rund 1,5 Milliarden Euro streicht der Bonner Telekommunikationsriese für die Veräußerung von 70 Prozent an Scout24 ein - und darf als Minderheitsanteilseigner weiterhin ein Wörtchen bei der Weiterentwicklung von Scout24 mitreden.
Derzeit kann die Telekom jeden Euro dringend benötigen. Finanzchef Tim Höttges, der ab 2014 das Erbe Obermanns an der Konzernspitze antreten wird, steht in den kommenden Jahren vor gewaltigen, auch finanziellen Herausforderungen. Es geht um den Ausbau und die Aufrüstung der Telekom-Netze zu Datenautobahnen in Höchstgeschwindigkeit. Hierfür hat das Unternehmen Milliardensummen vorgesehen.
Nach gut sieben Jahren als Vorstandsvorsitzender kehrt Obermann dem Bonner Konzern zum Jahresende den Rücken. Der 50-jährige Manager sucht beim niederländischen Kabelnetzbetreiber Ziggo eine neue unternehmerische Herausforderung. Mit dem nun vollzogenen Anteilsverkauf der Scout-Gruppe hinterlässt Obermann einen aufgeräumten Schreibtisch. Dabei hat er am Ende noch einmal einen profitablen Deal für die Telekom herausgeschlagen. "Die Transaktion fügt sich ein in die Reihe intelligenter, wertsteigernder Transaktionen der vergangenen Jahre", lobt der künftige Telekom-Chef Höttges den Deal.
Enorme Wertsteigerung
Mit dem mehrheitlichen Verkauf von Scout24 macht die Telekom einen extrem guten Schnitt: Vor knapp 10 Jahren hatte T-Online von der Beisheim Holding in der Schweiz das Internetunternehmen zum Preis von 180 Millionen Euro in bar komplett übernommen. Damals kam die Plattform gerade einmal auf 70 Millionen Euro Umsatz - und unter dem Strich blieb nicht viel übrig.
Heute zählt die 1998 gegründete Scout-Gruppe zu den größten Netzwerken für den Onlinehandel in Europa. Im Konzern der Telekom habe sich Scout24 zu einem führenden deutschen Online-Anzeigenportal entwickelt, heißt es in Bonn. Zugpferde sind vor allem der Online-Handel mit Autos und Immobilien. Aber auch Marktplätze für Finanzprodukte, Jobs, Reisen und Kontakte hat die Gruppe fest etabliert. Über 10 Millionen Menschen europaweit nutzten Autoscout24 jeden Monat, in Deutschland seien es jährlich 17 Millionen, heißt es in der eigenen Präsentation im Internet.
Bei Immoscout24 sollen monatlich mehr als 10 Millionen Nutzer nach einem neuen Heim stöbern. Das Portal bezeichnet sich schlechthin als der Immobilienmarkt im Netz. "In ganz kurzer Zeit haben wir die Immobiliennachfrage und das -angebot ins Internet geholt", heißt es.
Angesichts des boomenden Kleinanzeigenmarktes im Internet erhoffte sich die Telekom seinerzeit mit dem Erwerb von Scout24 einen Zugewinn für ihre Online-Tochter. Denn mit seinen Marktplätzen Auto und Immobilien, Finanzprodukte, Reisen, Jobs und Kontakte stieß die Gruppe schnell auf ein zunehmend interessiertes Publikum. Am Wachstum dieser Rubriken-Märkte wolle T-Online teilhaben, begründete das Unternehmen damals den Erwerb.
Doch ein richtiger Erlös- und Gewinnbringer ist Scout24 nie geworden. Zuletzt kam das Unternehmen mit Sitz in München nach Schätzungen aus Branchenkreisen auf einen Umsatz von 350 Millionen Euro und einen operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 100 Millionen Euro. (dpa, Peter Lessmann / sh)
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