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Telekom: Verkauf der Kabelnetze perfekt

04.09.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach dem wochenlangen Tauziehen um den Teilverkauf des TV-Kabelnetzes der Deutschen Telekom an die US-Holding Liberty Media, haben die beiden Konzerne offensichtlich eine Einigung erzielt. Die Verhandlungen zum Verkauf von weiteren sechs ihrer insgesamt neun regionalen Kabel-TV-Gesellschaften seien jetzt mit der Vertragsunterzeichnung abgeschlossen, teilte die Telekom heute in einer Ad-hoc-Mitteilung mit. Die Kabelnetze würden zusammen mit den auf diese Regionen entfallenden Aktivitäten der Deutschen Telekom Kabel-Services (DeTeKS) zu 100 Prozent von der Liberty Media Corporation übernommen. Darüber hinaus werde auch die Media Services GmbH an den US-Konzern veräußert. Der wirtschaftliche Übergang der Firmen erfolge nach Abschluss des Kartellverfahrens, heißt es in der Pflichtmitteilung weiter.

"Mit dem heutigen Tag hat die Deutsche Telekom ihr Ziel erreicht, sich von ihren TV-Kabeln zu trennen", sagte Vorstandsmitglied Gerd Tenzer. Der Verkauf aller neun Kabel-TV-Regionen sei ein wichtiger Bestandteil des Telekom-Programms zur Veräußerung von Nicht-Kernaktivitäten. Die Erlöse von rund 5,5 Milliarden Euro sollen zur Reduzierung von Verbindlichkeiten verwendet werden. Liberty bezahlt nach eigenen Angaben drei Milliarden des Kaufpreises in bar, 1,5 Milliarden in eigenen Aktien und den Rest über eine zehnjährige Schuldverschreibung.

Liberty Media erwirbt nach Telekom-Angaben die Kabel-TV-Regionen Hamburg/Schleswig- Holstein/Mecklenburg-Vorpommern, Bremen/Niedersachsen, Rheinland- Pfalz/Saarland, Berlin/Brandenburg, Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen und Bayern. In diesen Regionen seien mehr als zehn Millionen Haushalte an das Kabelnetz angeschlossen. Die sechs Gesellschaften beschäftigten rund 2800 Mitarbeiter.

Weitere Einzelheiten zum Vertragsabschluss waren von den beiden Konzernen bislang nicht zu erfahren. So ist beispielsweise nach wie vor unklar, welche Ausstiegsklauseln für die Übernahme vereinbart wurden. Medienberichten zufolge soll Liberty-Chef Robert Bennett längere Ausstiegsfristen gefordert haben, um sich gegen eventuelle kartellrechtliche Einwände abzusichern (Computerwoche online berichtete). Zu der heute von der Telekom veröffentlichten Information über den Verkauf der letzten sechs Kabelnetz-Regionen an Liberty Media erklärt der Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telekommunikation, Jürgen Doetz: "Solange nicht offengelegt wird, welche Ausstiegsklauseln die Telekom Liberty Media eingeräumt hat, ist eine abschließende Bewertung dieses Vorganges unmöglich."

Die Anleger zeigten sich von der heutigen Ankündigung wenig beeindruckt: Nach deutlichen Kursgewinnen zu Handelsauftakt notiert die T-Aktie derzeit in einem insgesamt freundlichen Börsenumfeld mit 16,47 Euro nur knapp über dem Vortagesniveau.