T-Mobile erweist sich als Zugpferd des Konzerns

Telekom überrascht mit guten Zahlen

22.08.2003
BONN (CW) - Die Deutsche Telekom hat die Finanzwelt mit ihren Quartalszahlen positiv überrascht. Der Großteil der Analysten hatte ein Defizit erwartet, Vorstandschef Kai-Uwe Ricke konnte hingegen einen Nettogewinn bekannt geben. Zudem steigerte das Unternehmen die Einnahmen und reduzierte die Schulden.

Insgesamt nahm der Konzern in dem zweiten Geschäftsquartal 13,6 Milliarden Euro ein. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres bedeutet dies eine Steigerung um 4,7 Prozent. In den Monaten April, Mai und Juni 2002 hatte der Carrier einen Umsatz von knapp 13 Milliarden erzielt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um 15,7 Prozent auf knapp 4,6 Milliarden Euro. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres konnte die Telekom ein Ebitda von knapp vier Milliarden Euro ausweisen. Unterm Strich blieb dem Unternehmen ein Konzernüberschuss von 256 Millionen Euro, die Finanzanalysten hatten mit einem Verlust von 27 Millionen Euro gerechnet. Die Telekom begründete das gute Ergebnis mit der Verbesserung der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit. Der bereits von Rickes Vorgänger Ron Sommer eingeschlagene Sparkurs zeigt offenbar Wirkung.

Den größten Anteil am Umsatzwachstum hatte im vergangenen Quartal T-Mobile. Mit Handy-Verträgen und -Diensten nahm der Konzern insgesamt 5,56 Milliarden Euro ein, der Umsatz wuchs somit im Vergleich zum Vorjahr um knapp 19 Prozent. In Deutschland ist T-Mobile Marktführer, außerdem entwickelte sich das Geschäft in den USA erfreulich. T-Mobile USA hat im abgelaufenen Quartal ein Ebitda-Ergebnis von 443 Millionen Euro erzielt, das bedeutet einen Anstieg von 150 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Analysten hatten lediglich mit 400 Millionen Euro gerechnet. Auch die Gewinnmarge wurde deutlich verbessert. Im ersten Quartal 2003 belief sie sich auf 19 Prozent, in den Monaten April, Mai und Juni lag sie laut Konzernangaben bei 25 Prozent.

Nur eine der drei weiteren Konzernsäulen steigerte den Umsatz. T-Online wuchs auf sehr geringer Basis, und zwar von 367 Millionen Euro im zweiten Quartal 2002 auf nun 449 Millionen Euro. Ein erneut verbessertes Ebitda-Ergebnis von 80 Millionen Euro ermutigte T-Online, die Jahresprognose anzuheben. Bislang erwartete der Internet-Provider einen Ebitda-Wert von 180 Millionen bis 210 Millionen Euro bis Jahresende. Nun lautet das Ziel 250 Millionen bis 300 Millionen Euro. Getragen wird die gute Entwicklung von der Nachfrage nach Breitbandanschlüssen.

Die größte Säule des Konzerns, die Festnetzsparte T-Com, spürt hingegen den Gegenwind der Konkurrenz im Ortsnetz. Telekom-Chef Ricke räumte ein, einen Marktanteil von zehn Prozent im Ortsnetz an die Konkurrenz verloren zu haben, für die Zukunft erwartet er weitere Einbußen. Der Umsatz fiel leicht von 7,51 Milliarden Euro im zweiten Quartal des Vorjahres auf aktuell 7,15 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen blieb mit 2,55 Milliarden Euro ungefähr auf Vorjahresniveau. Die Ebitda-Marge verbesserte sich hingegen um 36 Prozent, weil die Festnetzsparte im ersten halben Jahr 2003 bereits 300 Millionen Euro weniger Kosten verursachte.

Der hauseigene IT-Dienstleister T-Systems steigerte die Einnahmen gegenüber dem ersten Quartal 2003 zwar leicht, der aussagekräftigere Vergleich zu den Monaten April bis Juni 2002 zeigt hingegen einen leichten Umsatzrückgang um 0,8 Prozent, und zwar von 2,59 auf 2,57 Milliarden Euro. Auch hier zeigten die Sparmaßnahmen Wirkung, denn das Ebitda-Ergebnis verbesserte sich von 251 Millionen Euro im Dreimonatszeitraum des letzten Jahres auf nun 351 Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl schrumpfte von 43 200 auf 42 300.

Unterm Strich scheint die Telekom wieder auf gutem Weg, selbst beim Schuldenabbau liegt der Konzern terminlich über Plan. Das Ziel, bis Ende des Jahres die Verbindlichkeiten auf 53 Milliarden Euro zu drücken, ist bereits frühzeitig erreicht. Dennoch bleibt Vorstandssprecher Ricke zurückhaltend und verfolgt konsequent seine konservative Planung. Die Kritik der Finanzanalysten zog er sich mit der Ankündigung zu, eine Dividende frühestens im nächsten Jahr ausschütten zu wollen. Vorrangiges Ziel sei derzeit, das Geschäft zu stabilisieren. Nach wie vor beäugt Ricke das konjunkturelle Umfeld und die erheblichen Wechselkursschwankungen mit Argwohn. (jha)