Tourismus als wesentlicher Inhaltsblock geplant

Telekom trimmt T-Online auf Börsenkurs

25.02.2000
MÜNCHEN (CW) - Ron Sommer drückt online aufs Tempo. Mit der Übernahme des französischen Providers Club Internet hat der Telekom-Boss kurz vor dem Börsengang von T-Online eine erste internationale Duftmarke gesetzt. Und auch in Sachen Content ist Sommer aktiv: Er plant den Einstieg ins Touristik-Business.

Die Fusion von AOL und Time Warner, aber auch der Merger zwischen Vodafone und Mannesmann haben den Druck auf das Telekom-Management weiter erhöht. Die Bonner wissen nur zu gut, dass sie ihre Internationalisierung vorantreiben müssen, wollen sie im Konzert der Großen mitspielen und nicht geschluckt werden.

Ron Sommer tut deshalb alles, um Kapital in die Kassen der Telekom zu bringen. Der Euro soll insbesondere durch die Börsengänge der beiden Töchter T-Online sowie T-Mobil rollen. Kein Wunder also, dass die beiden Gesellschaften nun mit Nachdruck für Anleger und das Börsenparkett attraktiv gemacht werden sollen. Im Moment gilt die ganze Aufmerksamkeit T-Online, das im April an die Börse geht.

Telekom liebäugelt mit Start Amadeus

Noch ohne die Aktien zu besitzen, hat der Telekom-Chef jetzt bereits im Vorfeld der Emission mit T-Online-Wertpapieren gehandelt. Für einen Anteil von 6,51 Prozent ihrer Aktien erwirbt T-Online 99,9 Prozent am französischen Provider Club Internet. Damit ist Sommer eine erste internationale Aufwertung seines Online-Sprösslings gelungen, kann er jetzt doch jenseits des Rheins im Internet-Geschäft mitmischen. Nachdem die Telekom bereits im Herbst 1999 den Festnetzbetreiber Siris gekauft hatte, ist sie nun in Frankreich komplett aufgestellt.

Gemessen an T-Online, das derzeit rund 4,2 Millionen Teilnehmer zählt, nehmen sich die 320000 Abonnenten des Club Internet bescheiden aus. Allerdings ist diese Zahl zu relativieren, gilt Frankreich in Europa doch noch als ein Entwicklungsland in Sachen Internet. Nach France Télécom ist die neue Telekom-Errungenschaft der zweitgrößte Anbieter in der Grande Nation.

Einig ist sich der Telekom-Vorstand mit dem bisherigen Eigner von Club Internet, Jean-Luc Lagardère, auch darüber, dass die Franzosen in Zukunft Content liefern. Das Unternehmen hat in Frankreich gute Kontakte zu Großbanken, zur Konsumgüterindustrie und Touristikbranche.

Insbesondere letztere hat es Sommer in puncto Inhalte für T-Online offenbar angetan. Glaubt man einem internen Telekom-Papier, das der "Financial Times Deutschland" zugespielt wurde, will T-Online in den europäischen Reisevertrieb einsteigen. Geplant ist ein Joint Venture mit Start Amadeus, dem führenden Reisevertriebssystem in Deutschland.

Das Joint Venture, das den Arbeitstitel "Klick" trägt, soll im April gegründet werden. Laut Strategiepapier wird T-Online 51 Prozent an dem Unternehmen halten. Beobachter sind sich jedoch einig, dass Sommer, sollte es wirklich zu einer Gründung von Klick kommen, den Preis für seine Online-Tochter weiter in die Höhe treibt. Experten schätzen den Wert von T-Online derzeit auf 30 bis 40 Milliarden Euro. Die Telekom bewertet das Unternehmen in ihrem Papier mit einem maximalen Wert von 60 Milliarden Euro.