Funklöcher schließen

Telekom testet Handynetz aus dem Flugzeug

20.10.2020
Von 
Hans-Christian Dirscherl ist Redakteur der PC-Welt.
Die Telekom hat erfolgreich Tests mit hoch fliegenden Mobilfunk-Basisstationen in ferngesteuerten Flugzeugen durchgeführt. Damit sollen Lücken im Mobilfunknetz geschlossen werden.

Die Deutsche Telekom geht in die Luft. Gemeinsam mit dem Technologiepartner Stratospheric Platforms Limited (SPL) erprobt die Telekom die Übertragung von LTE-Mobilfunkverbindungen vom Flugzeug aus. Das Flugzeug fliegt dabei am Rand der Stratosphäre. Die darüber aufgebauten LTE/4G-Sprach- und Datenverbindungen sollen vollständig in ein kommerzielles Mobilfunknetz integriert werden.

Telekom testet Handynetz aus dem Flugzeug
Telekom testet Handynetz aus dem Flugzeug
Foto: Deutsche Telekom

Anfang Oktober 2020 fanden in Bayern mehrere Testflüge mit einem ferngesteuerten Flugzeugsystem in einer Höhe von ca. 14 Kilometern (Flight Level 450) statt. Das ist keine ungewöhnliche Flughöhe, sondern eine normale Flughöhe für Flugzeuge.

Über die in dem Flugzeug verbauten Antennen wurden Sprach- und Datenverbindungen übertragen. Dabei handelte es sich um Voice-over-LTE-Anrufe (VoLTE), Videoanrufe, Datendownloads und Web-Browsing auf einem Standard-Smartphone. Alles nur zu Testzwecken, es handelt sich dabei also noch nicht um ein für Endkunden einsatzbereites Szenario. Das Smartphone war während des Tests über die Antennen am Flugzeug mit dem terrestrischen Mobilfunknetz der Telekom Deutschland verbunden. Der Stratosphärentest zeigte im 2,1-GHz-Bereich Download-Geschwindigkeiten von 70 Mbit/s und Upload-Geschwindigkeiten von 20 Mbit/s über eine Kanalbandbreite von 10 MHz, wie die Telekom mitteilt.

Und warum das Ganze? Die Antwort der Telekom: „Durch die große Flughöhe und eine nahezu freie Sicht auf den Boden kann ein Flugzeug mit speziellen Antennen Funkzellen von bis zu 100 Kilometern Durchmesser versorgen und dabei das bestehende Mobilfunknetz am Boden ergänzen. Gerade in Bereichen, die z.B. durch geografische Höhenzüge bislang in einem Funkschatten liegen, die sogenannten weißen Flecken, wäre künftig eine Mobilfunknutzung möglich. Für Kunden erfolgt dabei der Übergang der Verbindung von einem klassischen Mobilfunkmast zu einer fliegenden Antenne reibungslos und unbemerkt.“

Bruno Jacobfeuerborn, für die Deutsche Telekom Aufsichtsratsmitglied bei SPL und Geschäftsführer der Telekom-Tochter Deutsche Funkturm, führt aus: „Gerade in Bereichen, die durch klassische Mobilfunkmasten nur schwer zu erschließen sind, werden fliegende Basisstationen eine sinnvolle und kosteneffiziente Ergänzung unseres Mobilfunknetzes sein.“

SPL entwickelt zusammen mit anderen Partnern ein wasserstoffbetriebenes, ferngesteuertes Flugzeug samt der darin untergebrachten Kommunikationstechnik. Der erste kommerzielle Flug ist für Mitte 2022 geplant. (PC-Welt)