Erste direkte Glasfaserstrecke USA-Deutschland

Telekom sucht über Seekabel Weg zur Internationalisierung

11.12.1992

BONN (CW/vwd) - Als wichtige Voraussetzung für eine mehr internationale Ausrichtung der Deutschen Bundespost Telekom hat deren Vorstandsmitglied Gerd Tenzer das Engagement seines Unternehmens im Bereich Seekabel bezeichnet. Der Bonner Carrier will in Kürze das erste Seekabel zwischen der Bundesrepublik und Rußland in Betrieb nehmen.

Die deutsch-russische Seekabel-Verbindung stammt aus dem TK-Netz der ehemaligen Roten Armee und wird laut Tenzer zunächst dazu verwendet, 60 analoge Stromkreise direkt zur internationalen Vermittlungsstelle nach Moskau zu transportieren.

Tenzer äußerte sich anläßlich der Inbetriebnahme des Glasfaser-Seekabels "TAT-10", das erstmalig Deutschland mit den USA per Kabel verbindet und bis zu 60 000 Telefongespräche, Datenübertragungen und Videosignale gleichzeitig übertragen kann. 1994 erhält die Telekom eigenen Angaben zufolge durch das Projekt "Cantat-3" einen zweiten direkten Zugang nach Nordamerika. Für Mietleitungen, die über das TAT-10 geschaltet werden, bietet die Telekom einen - auf ein Jahr befristeten - Sondertarif an, der sich um rund 15 Prozent unterhalb des Normalpreises bewegt.

Besonders am Herzen liegt der Telekom nach den Worten Tenzers die Entwicklung der Übertragungsnetze in und nach Osteuropa. In Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern in Ungarn, Bulgarien, Polen, Rumänien, der CSFR und der Ukraine will das deutsche Postunternehmen daher ein Internationales Netz-Management-System (INMS) einführen. Nach dem Zerfall des Ostblocks bestand, so Tenzer, die Gefahr, daß das System der manuellen Netzsteuerung zum Erliegen kam, zumal der zentrale Rechner in Moskau steht und Rußland bislang wenig Interesse an der Fortführung des Systems zeigte. Für das INMS wird die Telekom ein zentrales Management-Zentrum in Deutschland errichten, ein Ersatzzentrum ist in Prag vorgesehen.