Unix-Schulung bei der Bundespost

Telekom-Programmierer werden zum Anwendungsplaner geschult

03.08.1990

In Regensburg läuft zur Zeit eines der größten Unix-Schulungsprojekte der Bundesrepublik. DV-Fachleute der Telekom werden hier zum "Anwendungsplaner" qualifiziert. Christian Kvech* stellt dieses Fortbildungsprogramm vor.

Öffentliche Verwaltung, Behörden und die Unternehmen der Deutschen Bundespost setzen bei ihrer DV-Planung verstärkt auf offene Unix-Systeme. Kein Wunder, daß dieser Unix-Boom auch einen erhöhten Weiterbildungsbedarf bei den DV-Fachkräften nach sich zieht. "Wir werden aufgrund unserer Bedarfszahlen 1991 doppelt so viele Teilnehmer im Umgang mit Unix schulen wie in diesem Jahr", sagt Johann Rester, Leiter des Telekom-Schulungszentrums IVT Regensburg.

Der 41jährige Diplomingenieur ist verantwortlich für eines der größten Unix-Schulungsprojekte, das derzeit in der Bundesrepublik abgewickelt wird. Telekom-Beschäftigte aus dem gesamten Bundesgebiet werden in Regensburg in Zusammenarbeit mit dem EDV-Bildungsunternehmen Control Data Institut (CDI) mit Unix vertraut gemacht.

"Alles, was innerhalb der Telekom an Schulungen mit Unix läuft, haben wir hier in Regensburg", betont Johann Rester. In Regensburg werden darüber hinaus Seminare aus den Themenbereichen DV-Grundfortbildung sowie Lehrgänge zu Methoden und Tools für die Software-Entwicklung angeboten. Weitaus am schnellsten habe sich jedoch der Unix-Sektor entwickelt, da hier die größte Nachfrage bei den Fachleuten der einzelnen DV-Abteilungen in den Telekom-Fernmeldeämtern und Generaldirektionen bestehe.

Mit einem mehrstufigen Konzept werden die Teilnehmer an den DV-Seminaren entweder als Systembetreuer oder "Anwendungsplaner", der Telekom-spezifischen Bezeichnung für die Kombination aus Anwendungsprogrammierern und Organisatoren, qualifiziert.

Nach der einwöchigen Grundlagenschulung bereitet ein neuntägiger Kurs auf eine Tätigkeit als Systembetreuer vor. Drei Seminartage sind für die Beschäftigung mit Tools unter Unix vorgesehen. Für die Anwendungsentwicklung laufen in Regensburg zwei Lehrgänge über Informix-Grundlagen und SQL, aufbauend hierzu wird ein Kurs ROSI-SQL als 4-GL-Programmiersprache für die schnelle Anwendungsentwicklung angeboten. Sehr gründlich, so Rester, werden die Teilnehmer in zwei je neuntägigen Kursen in die Programmierung unter C eingeführt. Unterrichtet wird bei der Telekom AT&T Unix System V 3.2 in der X-Open-Version. Eingesetzt werden Rechner der Unisys-6000er-Serie und Siemens-MX-Rechner. Auf den Siemens-Geräten steht neben Sinix und AT&T System V auch UCB-Unix zur Verfügung.

Während bei den übrigen Schulungsaktivitäten eigene Dozenten zum Einsatz kommen, habe man bei Unix wegen des großen Bedarfs und der knappen Zeit auf einen externen Schulungspartner zurückgegriffen, erklärt Rester. Bis zu acht Dozenten von CDI unterrichten seit Januar 1990 für die Telekom. Immerhin werden allein in diesem Jahr über 400 Schulungstage abgewickelt. "Die Zusammenarbeit läuft gut bis sehr gut", betont Rester, obwohl zwischen Vergabe des Auftrags und dem Start der Kurse nur wenig Zeit blieb. Inzwischen seien die Kursunterlagen angepaßt und ein praktikables System für die Schnittstellen zwischen den einzelnen Kursen gefunden worden. Jeweils ein Dozent ist für einen speziellen Lehrgang verantwortlich und garantiert so aufeinander angepaßte Kurse.

Maximal 16 Telekom-Beschäftigte können pro Kurs teilnehmen, aus didaktischen Gründen teilen sich je zwei während des Unterrichts ein Terminal. Für viele von ihnen sind die Lehrgänge in Regensburg der Start in die Datenverarbeitung bei der Telekom.