Personalservice-Agentur soll Beschäftigte vermitteln

Telekom plant internes Arbeitsamt

04.10.2002
MÜNCHEN (CW) - Noch in diesem Jahr will die Deutsche Telekom eine Personalservice-Agentur gründen, um in einem ersten Schritt etwa 3000 Mitarbeiter weiterzuqualifizieren. Ziel ist es, neue Jobs für die Mitarbeiter innerhalb des Konzerns oder bei anderen Firmen zu finden sowie sie befristet als Zeitarbeiter an andere Firmen auszuleihen.

30000 Arbeitsplätze will der Telekom-Konzern in den kommenden zwei Jahren abbauen, 60000 Jobs sparte er in den vergangenen Jahren über Vorruhestandsregelungen, Abfindungen oder andere Maßnahmen ein. Vor Kündigungen sind die Mitarbeiter der Telekom noch durch den Rationalisierungstarifvertrag bis Ende 2004 geschützt. Darum will man noch in diesem Jahr eine Personalservice-Agentur gründen, in der Mitarbeiter so qualifiziert werden, dass sie innerhalb des Konzerns oder bei einem anderen Unternehmen einen neuen Job finden beziehungsweise als Zeitarbeiter verliehen werden.

In einem ersten Schritt sollen 3000 Mitarbeiter ausgegliedert werden, gedacht ist an bis zu 12000 Beschäftigte in Spitzenzeiten. "Wir leisten Pionierarbeit", ist Telekom-Sprecher Frank Domagala überzeugt. "Anders als bei einer Beschäftigungsgesellschaft ist das mittelfristige Ziel nicht die Entlassung, sondern die Qualifizierung und das Finden eines neuen Arbeitsplatzes." Inwieweit die betroffenen Mitarbeiter während der Qualifizierungsphase Lohnabstriche machen müssen und wie lange sie in der Personalservice-Agentur verbleiben können, wollte Domagala nicht kommentieren: "Das neue Modell darf nicht schon vor dem Start schlecht geredet werden."

Schlechtere Vermittlungschancen

Das wollen die Gewerkschaften auch nicht, sehen aber die Personalservice-Agentur dennoch mit anderen Augen. Angesichts der aktuellen Lage am Arbeitsmarkt und der Personalsituation innerhalb des Konzerns zweifeln Gewerkschaftsvertreter an den guten Vermittlungschancen für die in der Personalservice-Agentur Weiterqualifizierten. "Anfangs galt beispielsweise T-Systems als der Bereich, wo noch Tausende offene Stellen besetzt werden müssten, aber hier stehen inzwischen ja auch die ersten Arbeitsplätze zur Disposition", sagt Susanne Becker, bei Verdi Bayern im Fachbereichsvorstand für Telekommunikation. "Nach meiner Einschätzung gibt es keinen sicheren Arbeitsplatz mehr im Telekom-Konzern." Für die betroffenen 7757 Lehrlinge ist die Personalservice-Agentur in den Augen Beckers aber besser, als gar nicht übernommen zu werden: "Dafür haben wir lange gekämpft." Überlegt wird, der Hälfte der ausgebildeten Lehrlinge im Konzern eine Anstellung anzubieten oder sie in eine andere Firma zu vermitteln. Welche Beschäftigten darüber hinaus in die Personalservice-Agentur ausgegliedert werden, entscheidet die Telekom zusammen mit dem Betriebsrat nach Leistungs- und sozialen Kriterien und der Betriebszugehörigkeit. (am)