Gerüchte um Ablösung Ron Sommers

Telekom-Manager wollen angeblich neues TK-Gesetz

04.09.1998

Telekom-Chef Ron Sommer war vergangene Woche nicht in Laune, um sich nur mit der Kommentierung der Geschäftszahlen und einem Marktausblick zu begnügen. Eine Meldung der "Wirtschaftswoche" brachte den Frontmann des Ex-Monopolisten aus der Fassung. Man könne bei der Besetzung des Telekom-Managements "nicht wie bei der Präsidentenwahl eines drittklassigen Amateurfußballvereins vorgehen", bellte Sommer vor versammelter Journalistenschar ins Mikrofon.

Was die "Wirtschaftswoche" vergangene Woche ihren Lesern auftischte, war in der Tat starker Tobak. Technik-Vorstand Gerd Tenzer soll demnach zusammen mit Hans-Wilhelm Hefekäuser, Geschäftsbereichsleiter für Regulierungsfragen sowie "SPD-Seilschaften" in der Regulierungsbehörde um deren Vizepräsident Arne Börnsen nach entsprechendem Ausgang der Bundestagswahl die Ablösung Sommers sowie des Präsidenten der Regulierungsbehörde, Klaus-Dieter Scheurle, planen. Gleichzeitig soll das Telekommunikationsgesetz im Sinne der Telekom "novelliert" werden. Entsprechende Absichten fänden die Unterstützung bis hinauf in die oberste SPD-Spitze um Kanzlerkandidat Gerhard Schröder und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement.

Weiter eingehen auf besagte Spekulationen wollte Sommer nicht. Doch auf Experten wirkte der Telekom-Chef angeschlagen. Sein bis dato wenig glückliches Händchen bei der Besetzung von Führungspositionen sowie die nur unzulängliche Internationalisierungsstrategie machten ihn zuletzt angreifbar. Zupaß kommen seinen Kritikern vor allem die hohen Verluste beim zusammen mit France Télécom und Sprint betriebenen Joint-venture Global One, die auch jetzt vor der Presse nicht näher beziffert wurden. Man wolle das zusammen mit dem defizitären Geschäft in Südostasien, bei der Telefonauskunft sowie bei Endgeräten im vergangenen Geschäftsjahr entstandene Minus von vier Milliarden Mark im laufenden Wirtschaftsjahr halbieren, hieß es lediglich.