Neuer Datenskandal

Telekom-Kundendaten möglicherweise auch in der Türkei

14.10.2009
Im Fall des jüngst bekanntgewordenen Datenlecks bei Telekom-Vertriebspartnern sind möglicherweise Kundendaten auch ins Ausland außerhalb der EU gelangt.
Manfred Balz, Datenschutzvorstand der Telekom
Manfred Balz, Datenschutzvorstand der Telekom
Foto: Telekom AG

Erst vergangene Woche hatte die Telekom mitgeteilt, dass sie einen Vertriebspartner wegen unseriöser Methoden gekündigt und drei weitere abgemahnt hatte. Subpartner dieser Vertriebspartner hatten der Telekom zufolge Call-Center - auch im Ausland - damit beauftragt, Kunden zu werben. Wie am Mittwoch aus dem Unternehmen zu hören war, wurde die Telekom auf den Fall aufmerksam, als ein türkisches Call-Center sich wegen angeblich ausstehender Zahlungen an die Bonner wandte. Ob und in welchem Umfang dabei tatsächlich Telekom-Daten verwendet wurden, stehe derzeit nicht fest, sagte ein Unternehmenssprecher.

"Spiegel Online" hatte zuvor berichtet, Mitarbeiter türkischer Call-Center hätten die Daten, zu denen auch Bankverbindungen gehörten, dazu genutzt, den Kunden angeblich im Auftrag der Telekom neue Verträge zu verkaufen. Insgesamt seien Daten von Hunderttausenden Telekom-Kunden ins Ausland gelangt.

Der Telekom-Sprecher sagte weiter, es könnten auch Datensätze durch Telefonaktionen Dritter angereichert worden sein oder aus anderen Quellen stammen. Laut Telekom sind die Schwachstellen inzwischen behoben und Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden.

Die Telekom hatte bereits im Februar dieses Jahres Strafantrag bei der Staatsanwaltschaft gestellt und fordert nun Provisionen und Vertragsstrafen in Höhe von 1,5 Millionen Euro von den betreffenden Vertriebspartnern. Die Telekom wirft ihnen vor, sie hätten neue Aufträge, die sie über ihre Subpartner erlangt hätten, falsch ausgegeben und damit ungerechtfertigte Provisionen kassiert.

Immer wieder hatten sich in den vergangenen Jahren dubiose Adresshändler Zugriff auf Kundendaten der Telekom verschafft. Im wohl spektakulärsten Fall aus dem Jahr 2006, der vor einem Jahr bekanntgeworden war, wurden dem Konzern 17 Millionen Telefonnummern und Kundendaten der Mobilfunksparte T-Mobile entwendet. Die Telekom kündigte daraufhin eine Reihe von Maßnahmen für mehr Datenschutz und Kontrollen an und richtete ein neues Vorstandsressort für Datenschutz ein. (dpa/tc)