Harte Zeiten für Obermann

Telekom kämpft um sauberes Image

10.12.2008
Eigentlich könnte René Obermann einmal durchatmen und sich zurücklehnen: Gut zwei Jahre nach seinem Amtsantritt ist die Deutsche Telekom wirtschaftlich gesehen wieder auf Kurs.

Umsatz und Gewinne der Telekom entsprechen 2008 den Erwartungen und das schwierige Deutschland-Geschäft bekommt der Vorstandschef allmählich in den Griff. Auch die erste große Übernahme im Ausland, die des griechischen Telekomkonzerns OTE, hat Obermann erfolgreich gestemmt. Und von der weltweiten Finanzkrise blieb der "Rosa Riese" bislang weitgehend verschont.

Hat's nicht leicht: Telekom-Chef René Obermann
Hat's nicht leicht: Telekom-Chef René Obermann
Foto: Telekom AG

Doch Obermann und seine Vorstandskollegen kämpfen verbissen an einer anderen Front: Es geht um Bespitzelung von Aufsichtsräten und Journalisten und den Diebstahl von 17 Millionen Handydaten. Es ist der bislang größte Skandal beim ehemaligen Staatsmonopolisten. Dabei hatte Obermann bei seinem Amtsantritt vor gut zwei Jahren das Ziel ausgegeben, die Telekom zum besten Service-Unternehmen in Europa zu machen. Doch Vertrauen und Image sind ruiniert.

"Wir werden nicht ruhen, bis wir absolute Sicherheit haben, dass solche Dinge sich nicht wiederholen." Der Telekom-Chef wird nicht müde, bei jeder sich bietenden Gelegenheit öffentlich zu beteuern, dass für den Vorstand die Datensicherheit oberste Priorität habe. Inzwischen hat sich die Telekom bei den ihren Kunden für die skandalösen Vorfälle entschuldigt. Auch die betroffenen Journalisten erhielten einen persönlichen Anruf von Obermann.

Tatsächlich sind die Fälle von Bespitzelung und Datenklau kaum an Dreistigkeit zu überbieten. Ver.di-Chef Frank Bsirske, der selber ausgespäht wurde, obwohl er nicht im Aufsichtsrat sitzt, spricht von "Stasi-Methoden". Ende November wurde eine weitere Datenpanne bekannt: Mit rund 4000 Daten von Festnetzkunden der Telekom treiben dubiose Händler offenbar dunkle Geschäfte. Jetzt war allerdings nicht die Telekom der Bösewicht, vielmehr gerieten ihre Vertriebspartner ins Zwielicht.

Einer, der den Sumpf trockenlegen soll, ist Manfred Balz. Seit Mitte Oktober ist der ehemalige Chefjustiziar Vorstandsmitglied für Datensicherheit. Er versprach lückenlose Aufklärung und die ersten Manager hat er bereits in einen "Sonderurlaub" geschickt. Die Bespitzelungsaffäre sei ein "monströsen Angriff" auf die Pressefreiheit gewesen, sagt Balz. Ziel der illegalen Aktion aus den Jahren 2005 und 2006 war es, eine undichte Stelle im Konzern zu schließen, durch die immer wieder vertrauliche Informationen an die Öffentlichkeit gelangten - zum großen Ärger des Vorstands.

Wer in welcher Position wen zu was beauftragt hatte, darüber wird gerätselt. Zwei Topmanager stehen unter Verdacht: Ex-Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke und der ehemalige Chef des Aufsichtsrates, Klaus Zumwinkel. Gegen die Beschuldigten, die die Vorwürfe zurückweisen, ermittelt die Staatsanwaltschaft. Diese hatte zuletzt von 60 Betroffenen gesprochen, deren Verbindungsdaten überprüft und ausgewertet worden waren, darunter Journalisten, Aufsichtsräte, Manager und Betriebsräte.

Ein weiterer Rückschlag ereilte die Telekom Anfang Dezember, doch diesmal war es wenigstens nur eine Personalie: Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick, seit neun Jahren im Amt, verlässt zum 1. März 2009 den Konzern und wird Vorstandschef des Handels- und Tourismuskonzerns Arcandor. Der 54-jährige Eick, den Ron Sommer Ende 1999 nach Bonn holte, ist schon fast ein Urgestein im Telekom-Vorstand. Kaum einer kennt sich vermutlich besser aus bei der Telekom als Eick, der zudem ein gutes Ansehen auf den Kapitalmärkten genießt.

Und so hat Obermann im neuen Jahr alle Hände voll zu tun, um den Konzern auf Kurs zu halten. Ungewiss bleibt dabei auch, ob die weltweite Krise die Telekom nicht doch noch erfassen könnte. Bislang, beteuerte unlängst Eick, hätten weder Finanzkrise noch die Skandale das operative Geschäft beeinträchtigt. Denn telefonieren und im Internet surfen, das tun Menschen schließlich auch oder gerade in der Krise. (dpa/tc)