Telekom in Gefahr?

Telekom in Gefahr? Ascom und RWE schicken Daten über das Stromnetz

19.03.1999
LEICHLINGEN (CW) - Die schweizerische Ascom und der Energiekonzern RWE haben in Leichlingen die Datenübertragung via Stromnetz demonstriert. Konkret wollen die Partner das Stromnetz künftig für die Telefonvermittlung und das Surfen im Internet nutzen und so die Telekom umgehen.

Mit der Demonstration im nordrhein-westfälischen Leichlingen (bei Düsseldorf) haben RWE und Ascom eigenen Angaben zufolge nun endgültig den Beweis erbracht, daß Sprachaustausch und Datenverkehr via Stromnetz möglich sind. Die Idee einer Datenübertragung via Stromnetz ist an sich nichts Neues - bislang scheiterte die praktische Umsetzung jedoch an zahlreichen Schaltstörungen und Störimpulsen der angeschlossenen elektrischen Geräte. Probleme, die RWE und Ascom mit dem System "Ascom Powerline Communications" (PLC) gemeistert haben wollen.

Laut RWE-Projektleiter Hartmut Schilling ist die 300 Meter lange Teststrecke so stabil, daß "sie sogar gegen die Störungen einer Bohrmaschine immun ist". Derzeit fließen die Daten mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1,3 Mbit/s durch die Stromleitung. Bis zur geplanten Markteinführung im März 2000 wollen die Partner die Transferleistung verdoppeln, wenn nicht gar verdreifachen.

Zukunftsaussichten, die prompt die Phantasie der Börse beflügelten. So stieg die RWE-Aktie zeitweise um 16 Prozent, während das Ascom-Papier ein Plus von über 23 Prozent erzielte. Die Telekom-Aktie gab dagegen leicht nach. Die Euphorie der Börse erklärt sich damit, daß PLC eine Alternative sein könnte, um im Ortsnetz die letzten Meter zum Kunden ohne Telekom-Hilfe zu überbrücken. Zur Zeit führt auf dem Weg von der Telefonvermittlung zum Hausanschluß noch kein Weg an der Telekom vorbei. Eine Zwangslage, die sich die Telekom von Konkurrenten mit einer Mietgebühr von 25 Mark pro Monat versilbern läßt.

Anders als an den Börsen hielt sich die Begeisterung bei den Carriern in Grenzen. So hieß es bei Otelo, der Telefontochter von Veba und RWE, lediglich, daß man den Abschluß der Testphase abwarte. Die Bonner Telekom wertet den Versuch als interessanten technischen Ansatz, bezweifelt aber die Alltagstauglichkeit als Infrastruktur für den Telefonmassenmarkt. Weiterhin verweist der Carrier, wohl nicht ohne Eigeninteresse, im Zusammenhang mit dem Internet-Surfen darauf, daß nur ISDN und das für Mitte des Jahres geplante ADSL die benötigten Bandbreiten liefern könnten.