Erneut Spekulationen um Ron Sommer

Telekom: Geht es an das Tafelsilber?

12.07.2002
MÜNCHEN (CW) - Angesichts andauernder Tiefststände der T-Aktie und der Milliardenschulden der Deutschen Telekom AG haben sich vergangene Woche wieder einmal die Spekulationen um eine Abberufung von Vorstandschef Ron Sommer verdichtet. Außerdem soll es Pläne für den Verkauf von Teilen der IT-Service-Sparte T-Systems geben.

Die Deutsche Telekom erwägt, zum Abbau ihres Schuldenbergs nun offenbar auch, Teile ihrer IT-Service-Sparte T-Systems zu verkaufen. Das berichtete zumindest die "Financial Times Deutschland" mit Verweis auf Unternehmenskreise. Demnach existieren Szenarien, bei denen Rechenzentren und anderen Einheiten von T-Systems veräußert werden sollen. Angesichts von Verbindlichkeiten in Höhe von inzwischen 67 Milliarden Euro gebe es keine Tabus mehr, hieß es. Panikverkäufe solle es allerdings nicht geben.

Hintergrund der Planspiele ist offenbar das Vorhaben des stark in der Kritik stehenden Telekom-Managements, Handlungsfähigkeit zu beweisen und alles für eine Kurssteigerung der T-Aktie zu unternehmen. Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick habe sich, so Insider, bis Ende kommenden Jahres Zeit gegeben, den Schuldenberg auf 50 Milliarden Euro zu senken. Neben dem bereits geplanten Verkauf von Immobilien soll auch die Veräußerung der letzten sechs regionalen TV-Kabelnetze endlich unter Dach und Fach gebracht werden. Das Bundeskartellamt hatte dem Bonner Carrier Anfang dieses Jahres einen Verkauf an den US-Konzern Liberty Media untersagt. Nun sollen Verhandlungen mit neuen potenziellen Käufern stattfinden - unter anderem mit der Londoner Investmentgesellschaft GMT Partners.

Ob sich die jüngsten Spekulationen bewahrheiten, ist jedoch fraglich. Käme es zum Verkauf von Teilen von T-Systems, stünde die von Vorstandschef Sommer immer wieder propagierte Vier-Säulen-Strategie des Telekom-Konzerns zur Disposition. Gerade das Geschäft mit IT-Dienstleistungen sollte nach der Übernahme des Debis Systemhauses massiv ausgebaut, internationalisiert und in absehbarer Zeit als eigenständiges Unternehmen neben dem Mobilfunkableger T-Mobile an die Börse gebracht werden.

Neben den Gerüchten um Teilverkäufe von T-Systems kursierten vergangene Woche erneut Meldungen um eine angeblich bevorstehende Abberufung von Telekom-Chef Sommer. Der Frontmann des Bonner Carriers solle noch vor der Bundestagswahl durch Bundeswirtschaftminister Werner Müller oder einen hochkarätigen Manager aus der Industrie ersetzt werden. Gehandelt wurde unter anderem der Name von Daimler-Chrysler-Vorstandschef Jürgen Schrempp.

Bundeskanzler Gerhard Schröder bemühe sich hinter den Kulissen intensiv um eine schnelle Lösung, hieß es. Sowohl Regierungssprecherin Charima Reinhardt als auch Telekom-Sprecher Jürgen Kindervater wiesen entsprechende Berichte als "Spekulationen" zurück. (mb/gh)