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Telekom erwägt Verkauf von T-Mobile USA

04.07.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im Vorstand der Deutschen Telekom werden Überlegungen angestellt, den US-amerikanischen Ableger von T-Mobile abzustoßen. Der deutsche Netzbetreiber ist seit Mitte 2000 auf dem US-Mobilfunkmarkt aktiv, als unter der Regie des damaligen Konzernchefs Ron Sommer Voicestream Wireless gekauft wurde. Die Deutschen ließen sich die Übernahme seinerzeit 39,4 Milliarden Euro kosten, ein Kaufpreis, der von den zahlreichen Kritikern als viel zu teuer verurteilt wurde.

In der Bonner Konzernzentrale scheint man nun einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge ernsthaft ein Ende des Übersee-Engagements zu erwägen. Die Mobilfunktochter ist nach einer Fusionswelle in den USA mit einigem Abstand auf das Führungstrio auf Platz vier abgerutscht. So hatte zum Beispiel Cingular Wireless den Konkurrenten AT&T Wireless für 41 Milliarden Dollar übernommen und war damit zum größten Betreiber in den USA aufgestiegen (siehe "Cingular kauft AT&T Wireless"). Allerdings verzeichnet auch T-Mobile in den Vereinigten Staaten einen kontinuierlichen Teilnehmeranstieg. Im Mai zählte das Unternehmen 18,3 Millionen Subscriber und will noch dieses Jahr die 20-Millionen-Grenze überschreiten (siehe "T-Mobile USA erwartet Kundenzuwachs"). Der Abstand zu den Konkurrenten Verizon, Cingular und Nextel ist jedoch deutlich.

Die Telekom scheint trotz der Ansicht, dass der US-Markt vier große Anbieter trägt, einem Verkauf nicht abgeneigt zu sein. Wenn, dann muss der Konzern die Entscheidung jetzt fällen, weil für die Modernisierung des amerikanischen Mobilfunknetzes sowie die Umrüstung auf die dritte Mobilfunkgeneration UMTS große Investitionen anstehen. Ein Verkauf könnte dem Unternehmen auf der anderen Seite zwischen 25 und 30 Milliarden Dollar einbringen. Allerdings wird es nicht einfach sein, einen Käufer zu finden. Vodafone, das neben Verizon Communications mit 45 Prozent eine Minderheitsbeteiligung an Verizon Wireless hält, hat bereits jedes Kaufinteresse dementiert. Obwohl die Briten in der Partnerschaft mit Verizon unglücklich sind, wollen sie aus Verizon Wireless nicht aussteigen. Nach Aussagen des Vodafone-Managements kommt ein Einstieg bei der Nummer vier des Marktes nicht in Frage.

In der Telekom sind die Meinungen über einen Verkauf wohl geteilt. Während die Befürworter dafür plädieren, die Einnahmen im europäischen Mobilfunkgeschäft zu reinvestieren, dürften die Kritiker auf die erfolgreiche Entwicklung von T-Mobile USA in den vergangen Jahren und das Standbein in Übersee hinweisen. Laut "Wall Street Journal" soll eine Entscheidung bis Dezember fallen. (pg)