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Geteiltes Echo

Telekom-Dividende: Ver.di kündigt hohe Tarifforderung an

07.12.2007
Die Dividendenerhöhung der Deutschen Telekom ist auf geteiltes Echo gestoßen: Während Analysten und Fondsvertreter jubelten, kritisierten die Gewerkschaft ver.di und Aktionärsschützer die erste Anhebung seit zwei Jahren.

"Die Erhöhung der Dividende ist ein Affront gegen die Arbeitnehmer", sagte ver.di-Bundesvorstand Lothar Schröder am Freitag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Ein solcher Schritt passe nicht in eine Zeit, in der 50.000 Telekom-Beschäftigte in die Einheit T-Service ausgelagert würden, wo sie weniger verdienen und länger arbeiten müssen.

Vorstand und Aufsichtsrat wollen die Ausschüttung um 8,3 Prozent auf 0,78 Euro anheben, was von den Aktionären auf der Hauptversammlung im Mai gebilligt werden muss. Die Dividende steigt damit schneller als von Analysten erwartet. Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick begründete den Dividendenvorschlag mit der "guten operativen" Entwicklung und der geringen Verschuldung. Im dritten Quartal hatte die Telekom entgegen den Erwartungen einen leichten Ergebniszuwachs verzeichnet, der allerdings von den Rückgängen in Deutschland und dem starken Euro gedämpft worden war.

Ver.di-Vorstand Schröder, der auch Vize-Aufsichtsratschef der Telekom ist, kündigte nun hohe Tarifforderungen an. "Es ist, wie sich an der Dividende zeigt, mehr zu verteilen und da sollen die Mitarbeiter auch was von haben." Derzeit werde über eine Lohnforderung von sechs Prozent diskutiert. Im kommenden Jahr läuft eine Reihe von Tarifverträgen bei den Konzerntöchtern T-Mobile und T-Systems aus, wovon mehrere zehntausend Telekom-Mitarbeiter betroffen sind. Schröder erwartet, dass sich der Konflikt zwischen der Telekom-Führung und ver.di nun verschärfen wird.

Die Ausschüttungssumme von 3,4 Milliarden Euro wird nach Berechnungen von Analysten über dem Überschuss 2007 liegen. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) befürchtet daher einen Substanzverlust. Eine Anhebung sei nicht zu begrüßen, wenn die Dividende höher als der Überschuss ausfalle, sagte DSW-Sprecher Jürgen Kurz. "Das Unternehmen muss die Dividende auch verdienen." Finanzvorstand Eick verwiesen indes darauf, dass als Grundlage für die Dividende der freie Kapitalfluss besser geeignet sei als der Überschuss, da dieser stark schwanke. Nach seinen Angaben soll die Ausschüttung von 0,78 Euro die Grundlage für die künftige Dividendenpolitik sein.

Grundsätzlich begrüßte DSW-Sprecher Kurz höhere Ausschüttungen. "Die Telekom ist eines der fleißigsten Unternehmen dabei." Für langfristig investierte Anleger sei dies zudem ein Art "Schmerzensgeld", da sie viel Geld verloren hätten. In den Jahren 2002 und 2003 hatte die Telekom die Dividende wegen eines Rekordverlustes und der hohen Verschuldung gestrichen. Seit 2004 wurde die Dividende Stück für Stück angehoben. Profitieren werden von der Dividenden-Aufstockung vor allem die Großaktionäre Bund, KfW und der Finanzinvestor Blackstone, der 4,5 Prozent des Unternehmens kontrolliert.

Rückendeckung erhielt die Telekom-Führung von der Fondsgesellschaft Union Investment. "Die Anhebung der Dividende zeigt, dass die Interessen der Aktionäre stärker beachtet werden", sagte Fondsmanager Andreas Mark der dpa-AFX. Die Nachricht komme zu einem guten Zeitpunkt, da der positive Nachrichtenfluss der Aktie helfen sollte. Die T-Aktie hat in den vergangenen Wochen deutlich an Wert zugelegt und notiert nun konstant über der Marke von 15 Euro. Zuletzt hatte der Titel im August 2005 diese Höhe erreicht.

Die Erholung des Aktienkurses gilt als Vertrauensbeweis für die Führung um Vorstandschef René Obermann. Er hatte sich bei seinem Amtsantritt vor knapp einem Jahr auf die Fahnen geschrieben, die T-Aktie aus dem Kurstal zu holen. Mit zum Teil drastischen Einschnitten will Obermann das Geschäft in Deutschland in den Griff bekommen, wobei er erste Erfolge vorweisen kann.

Fondsmanager Mark warnte jedoch davor, die operative Ergebnisverbesserung überzubewerten. "Es ist noch zu früh, um von einer Entspannung bei der Deutschen Telekom zu reden." Die Konkurrenzsituation sei bei weitem nicht so entspannt wie bei anderen Unternehmen. "Kurzfristig ist keine Besserung in Sicht, aber mittelfristig", sagte der Fondsmanager. Union Investment gehört nach dem Bund, der KfW und Blackstone zu den größeren Telekom-Investoren. (dpa/ajf)