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Telekom-Chef Ricke stößt auf ungewohnte Sympathie

21.05.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke erntete auf der Jahreshauptversammlung des Unternehmens am gestrigen Dienstag unerwartet viel Beifall und nur wenig Kritik. Der Ärger der rund 7000 versammelten Anleger in der Köln-Arena richtete sich vielmehr auf den restlichen Vorstand, den Aufsichtsrat sowie den Bund als Hauptaktionär. Ricke, der erst im November 2002 auf dem Chefsessel Platz genommen hatte, wurden dagegen in erster Linie seine Bemühungen in Sachen Entschuldung zugute gehalten.

Mit den soliden Zahlen des Anfangsquartal und neuen Sparplänen als Rückendeckung gab sich der ehemalige T-Mobile-Chef optimistisch und bezeichnete 2003 als das Jahr des Umbruchs. Man werde alles tun, um zum Jahresende mindestens eine schwarze Null auszuweisen, so Ricke. Außerdem sollen die Schulden mittels Effizienzsteigerung und Investitionskürzungen wie geplant abgebaut werden. Den Blick nach vorne gerichtet, erklärte der Topmanager, dass er den Konzern bis 2007 zum weltweit führenden Dienstleister der Branche machen werde.

Um dies zu erreichen, setzt Ricke auf eine stärkere Kundenorientierung. Damit diese Gesinnung bis in die Führungsetage vordringt, plant der Telekom-Chef, dass das gesamte Management - ihm eingeschlossen - regelmäßig einen Tag im Vertrieb arbeitet.

Dass daneben auch Nachholbedarf in Sachen fairem Wettbewerb gegenüber der Konkurrenz besteht, wurde indessen von oberster Instanz bestätigt: Presseberichten zufolge hat die EU-Kommission am heutigen Mittwoch entschieden, den TK-Konzern wegen Wettbewerbshinderung im Ortsnetz mit einem Bußgeld von 12,6 Millionen Euro zu belangen. Die Verbindungsgebühren zum Telekom-Netz lägen über den Endkundentarifen, erklärte die Brüsseler Behörde, daher sei es bislang keinem Wettbewerber gelungen, einen bedeutenden Marktanteil zu erlangen.

Da die Bedingungen auch nach jüngsten Preissenkung durch die deutsche Regulierungsbehörde noch nicht erfüllt seien, wurde der Telekom nun eine Frist von zwei Monaten eingeräumt, um die Wettbewerbsbehinderungen im Ortsnetz zu beenden. Nach Angaben der Kartellhüter besitzt der ehemalige Staatsmonopolist im deutschen Ortsnetz einen Marktanteil von 95 Prozent. (mb)