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Telekom-Chef Ricke in der Zwickmühle zwischen Staat und Börse

31.10.2006

Die Telekom-Führung hatte vor ihrer Entscheidung zur Neugliederung von T-Com verschiedene Szenarien durchgespielt, die auch einen drastischen Abbau von Arbeitsplätzen umfassten. Aus politischen Gründen habe sich das Unternehmen aber gegen deutliche Einschnitte entschieden, sagt ein Eingeweihter. Analysten halten indes angesichts der Regulierung einen Abbau weiterer Arbeitsplätze für unumgänglich. „Wenn die Telekom weiter Marktanteile verliert, dann ist ein Stellenabbau notwendig“, sagt Per-Ola Hellgren von der Landesbank Rheinland-Pfalz.

Die Gewerkschaften und die Regierung würden dagegen Sturm laufen. Angesichts der Debatte nach der BenQ-Pleite könnte die schwarz-rote Koalition nach Einschätzung von Konzernkennern keinen Personalabbau bei einem von ihr kontrollierten Gesellschaft akzeptieren. SPD-Fraktionschef Peter Struck warnte schon mal vorsorglich: "Ich glaube nicht, dass die Telekom gut beraten ist, den Personalabbau weiter voranzutreiben."

Streit mit dem größten Telekom-Aktionär kann Ricke nicht gebrauchen. Denn in den kommenden Wochen steht die Verlängerung seines Vorstandsvertrags um weitere fünf Jahre an. Angekreidet wird ihm vor allem, dass er den Wettbewerbsdruck in Deutschland unterschätzt hat. In der ersten Jahreshälfte wechselten eine Million Festnetzkunden zur Konkurrenz - die Telekom musste daher ihre Prognose für 2006 und 2007 deutlich senken. Im Umfeld des Konzerns wird mit einer Verlängerung seines Vertrags gerechnet, allerdings könnten sich die Bedingungen ändern. Statt eines Vertrags über fünf Jahre könnte Ricke nur einer über drei Jahre angeboten werden. (dpa/tc)