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Telekom-Chef kündigt aggressiven Kampf um Marktanteile an

24.10.2005
Kai-Uwe Ricke will sich vor allem im DSL-Markt nicht mehr Butter vom Brot nehmen lassen. Die Bundesnetzagentur fordert derweil, dass die Bonner ihr geplantes Highspeed-Netz öffnen.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Deutsche Telekom will sich von ihren Wettbewerbern vor allem im zukunftsträchtigen DSL-Markt keine Marktanteile mehr wegnehmen lassen. "Wir werden unsere Umsatzmarktanteile mit Haut und Haaren verteidigen", kündigte Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke im "Handelsblatt" an. Wenn es darauf ankomme, werde die Telekom dafür auch dem Umsatz Vorrang vor dem operativen Ergebnis geben. Das gelte insbesondere für den DSL-Markt.

Zugleich warnte Ricke die Wettbewerber, die die Telekom im Festnetzbereich auch bei DSL-Leitungen verstärkt unter Druck setzen, vor Preiskämpfen. Sie sollten nicht weiter mit dem Feuer spielen. "In den vergangenen zehn Jahren haben sich schon manche Unternehmen in der Branche die Finger verbrannt, weil sie um nahezu jeden Preis Kunden eingesammelt und betriebswirtschaftliche Logik außer Acht gelassen haben", sagte der Telekom-Chef.

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, hat die Deutsche Telekom unterdessen aufgefordert, ihr geplantes ultraschnelles Internetnetz für Wettbewerber zu öffnen. "Da ist die Telekom am Zuge, mit anderen Marktteilnehmern zu reden, bevor wir uns damit befassen", sagte Kurth in Bonn der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Telekom will drei Milliarden Euro in den Bau eines Internet-Hochgeschwindigkeitsnetzes investieren, mit dem Übertragungsraten von bis zu 50 Megabit pro Sekunde möglich sind - das 50fache der ursprünglichen DSL-Geschwindigkeit von 1 MBit pro Sekunde. Die ersten Städte sollen bereits Mitte kommenden Jahres angeschlossen werden.

Kurth plädierte für eine Lösung innerhalb der Branche. "Es wäre gut, wenn die Telekom derartige Pläne mit den Wettbewerbern transparent diskutiert." Einige Konkurrenten hatten den Aufbau des Netzes kritisiert, da sie Wettbewerbsnachteile befürchten. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke drohte bereits mit einer Absage des Projekts. Statt in Deutschland könnte die Telekom das Geld im Ausland investieren. Das Hochgeschwindigkeitsnetz ist Teil der Strategie von Ricke, neben Internet-Zugängen auch Multimediadienste wie Fernsehen anzubieten.

Nach dem Start des schnellen Telekom-Glasfasernetzes will die Bundesnetzagentur eine so genannte Marktanalyse machen, um eine Grundlage für die weitere Vorgehensweise zu schaffen. "Wir können nur etwas regulieren, was im Markt sichtbar ist", sagte Kurth. Einen Ausschluss von Wettbewerbern will er offensichtlich nicht akzeptieren: "Den im Markt geäußerten Verdacht, dass hier ein neuer Monopolsektor geschaffen werden soll, sollte die Telekom im eigenen Interesse schnell ausräumen."