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Erwartet keine schnellen Ergebnisse bei der Partnersuche für T-Systems

Telekom-Chef: Im DSL-Markt sind wir die Nummer eins

28.01.2008
Der Telekom-Chef René Obermann erwartet keine schnellen Ergebnisse bei der Partnersuche für T-Systems. Im DSL-Markt sieht er den Konzern wieder an der nationalen Spitze.

Auf dem heute in Berlin veranstalteten internationalen Pressekolloquium der Telekom bestätigte CEO René Obermann die Partnersuche für T-Systems, stellte aber keine schnelle Entscheidung in Aussicht. "Bei der Partnersuche im Bereich Systemintegration gibt es konkrete Fortschritte", sagte er. "Vor dem Hintergrund der Komplexität einer solchen Transaktion, und dass Mitarbeiter betroffen sind, benötigen wir weitere Zeit für einen Erfolg versprechenden Vertrag." Vor rund einem Jahr waren Obermann und der damalige T-Systems-Chef Lothar Pauly mit dem Eingeständnis an die Öffentlichkeit gegangen, die IT-Tochter sei ohne einen weltweit tätigen Partner nicht wettbewerbsfähig. Die Ankündigung, die bislang ohne Erfolg geblieben ist, hat Kunden und Mitarbeiter verunsichert und ist ständiger Quell für Spekulationen.

Das jüngste Gerücht bringt den indischen Offshore-Spezialisten Tata Consultancy Services (TCS) ins Spiel. Verschiedenen Pressemeldungen zufolge sind die Verhandlungen weit fortgeschritten. Eine Übernahme würde nur den Unternehmensbereich Systems Integration betreffen, der rund 18.000 Mitarbeiter vornehmlich im Projektgeschäft beschäftigt. Der indische Provider würde zwar enorme Offshore-Kapazitäten mitbringen, aber nicht die schwache Aufstellung in den internationalen Kundenmärkten beheben. Außerhalb Deutschlands hat T-Systems nämlich kaum Zugang zu den Entscheidungsträgern in den Anwenderunternehmen. Dieses Manko kann auch Tata nicht beheben. Obermann äußerte sich nicht zu dieser Meldung. Er bestätigte aber laufende Verhandlungen. Unternehmensnahen Quellen zufolge habe sich der seit 1. Dezember amtierende T-Systems-CEO Reinhard Clemens Zeit ausbedungen, um sich ein eigenes Bild zu machen.

Andere Geschäftsbereiche auf Kurs

In den anderen Telekom-Geschäftsbereichen sieht Obermann den Konzern auf Kurs. Im Breitbandgeschäft habe man sich die Spitzenposition zurück erkämpft. "Unser Marktanteil in Deutschland liegt im Gesamtjahr bei mehr als 40 Prozent. Im Jahr zuvor war es nicht einmal jeder fünfte Kunde, der sich für unser Angebot entschieden hat", berichtete er stolz. Die Erfolge im Breitbandgeschäft lassen sich auch anhand der Zahl an IPTV-Verträgen dokumentieren. Zum Jahresende haben laut Obermann 150.000 Kunden ein Paket für das Internet-Fernsehen bestellt. 120.000 Kunden sind bereits angeschlossen. Der Ausbau der Infrastruktur schreite zügig voran. 27 Städte seien mit VDSL versorgt, weitere 750 Gemeinden hätten einen Zugang zu ADSL2+.

In der klassischen Telefonie verliert die Telekom weiter Kunden, die Verantwortung trägt laut Obermann die Politik. "Das ist eine regulatorische, technologisch und wettbewerbsbedingte Entwicklung und nicht vermeidbar", schimpfte der Telekom-Chef einmal mehr. Der Marktanteil im Schmalbandgeschäft belaufe sich noch auf 80 Prozent. Neue Dienste im Breitbandmarkt können den Aderlass nicht kompensieren. Dem Rückgang müsse man sich mit konsequenten Kosten-Management entgegen stellen.

Das Mobilfunkgeschäft werde vor allem durch die Auslandsaktivitäten getragen. International konnte T-Mobile im vergangenen Jahr sieben Millionen neue Kunden gewinnen, in Deutschland waren es eine Million. "Wir werden weiter nach Zukauf-Gelegenheiten suchen, nicht um jeden Preis, sondern auch künftig mit betriebswirtschaftlicher Disziplin", kündigte Obermann mögliche Übernahmen im Ausland an. Dem Mobilfunkgeschäft räumt Obermann gute Entwicklungsmöglichkeiten ein. Angesichts knapper Übertragungs-Ressourcen und eines kapitalintensiven Netzaufbaus sei die Konkurrenz begrenzt. "Deshalb fokussieren wir unsere internationalen Investitions- und Management-Kapazitäten genau auf dieses Feld", betonte Obermann.

Die Service-Qualität in Deutschland wähnt der Telekom-Chef auf gutem Niveau. Die Erfolge im Breitbandgeschäft seien auch der besseren Kundenorientierung geschuldet. Lösungsquote und Erreichbarkeit der Call-Center habe man trotz Streik steigern können. "Dies kann aber nur ein Zwischenschritt sein. Wir haben noch viel Arbeit vor uns", kündigte Obermann an. "Wir werden das beste Serviceunternehmen der Branche werden."

Künftig wird die Telekom vier Schwerpunktfelder bestellen.

  • Im traditionellen Breitbandgeschäft strebt der Konzern einen weiteren Ausbau der Infrastruktur an.

  • Die IP-basierende Kommunikation möchte man gemeinsam mit Partner als Multi-Access-Service ausbauen. Dazu strebt man Kooperationen mit Community-Providern an.

  • Mobile und Internet-basierende Inhalte will man im Auftrag von Content-Providern für jedes Kunden-Endgerät aufbereiten, so dass Inhalte immer optimal dargestellt werden. Obermann möchte die Telekom als Content-Manager aufstellen. Eigene Inhalte werde die Telekom nicht anbieten, betonte der Chef.

  • Die Endkunden-Services sollen ausgebaut werden. Rund 150 Millionen Kundenverträge unterhält die Telekom weltweit. Den Nutzern will man Hotlines, Shops, Servicetechniker und Dienstleistungen zur Verfügung stellen.

(jha)