Global-Learning-Dienst ist für ein Massenpublikum konzipiert

Telekom bietet via T-Online Bildungskanäle an

03.10.1997

Die künftige Arbeitswelt dürfte mehr als die jetzige von Selbständigen und Scheinselbständigen gekennzeichnet sein, die ohne geregeltes Einkommen in virtuellen Büros arbeiten. Eigenverantwortliches Lernen in der Freizeit würde unter solchen Umständen wichtiger werden. Ein Mittel dazu könnte der Online-Zugang zu selbst ausgewählten Weiterbildungsangeboten aller Art sein.

Einen entsprechenden Service baut die Deutsche Telekom gerade auf. Im Februar dieses Jahres hat der Bonner Carrier den Telelearning-Dienst Global Learning im Probebetrieb in T-Online aufgenommen. Interessenten können damit über das Netz auf ein breites Bildungsangebot zugreifen. Links führen den Lernenden zu Kursangeboten aus den Bereichen schulische Bildung, Wissenschaft, Allgemeinbildung sowie betriebliche Aus- und Weiterbildung.

Bisher sind etwa 20 Unternehmen mit ihrem Angebot in Global Learning vertreten, darunter große Namen wie Siemens-Nixdorf, die Mercedes-Benz Marketing Academy, der Springer Wissenschaftsverlag und "Bildung Online", eine Kooperation mehrerer Schulbuchverlage.

Bereichsleiter Günther warnt zwar vor Euphorie, glaubt aber, daß in den nächsten Monaten noch einige Teilnehmer hinzukommen: "Die Seminaranbieter können es sich gar nicht leisten, nicht dabei zu sein." Konkurrenz braucht der Bonner Online-Experte momentan nicht zu fürchten. Um andere elektronische Dienste ist es, was das Thema Bildung angeht, ruhig geworden (siehe Kasten "Wenig Konkurrenz").

Günther hat eine Menge Argumente für sein Angebot. Als erstes weist er auf die Reichweite von T-Online mit seinen 1,6 bis zwei Millionen Nutzern hin. Als zweites nennt er den hohen Sicherheitsstandard: "Unser Dienst ist so sicher wie Home-Banking." Bei den Bildungsanbietern wirbt er auch damit, daß T-Online-Nutzer identifizierbar sind. Dem Kursveranstalter ist also eine genaue Abrechnung sicher - und nicht nur ihm: Wenn sich beispielsweise ein Interessent das Lernprogramm eines Anbieters auf seinen Rechner herunterlädt, möchte die Telekom daran mitverdienen.

Bei der Telekom weiß man, daß mit Online-Bildung noch nicht das große Geld zu verdienen ist. "Printmedien lassen sich nicht automatisch in Online-Dienste übertragen", so Günther. Die Inhalte müßten neu aufbereitet werden: "Was jetzt auf dem Markt ist, kann nicht der Weisheit letzter Schluß sein."

Günther glaubt, daß sich sogenannte Hybridlösungen durchsetzen werden. Dabei lädt sich der Lernende das benötigte Material online herunter, bearbeitet es offline und schickt die Ergebnisse online zurück. CD-ROMs mit großer Speicherkapazität würden dagegen kaum über Netz transportiert werden.

Günther will mit seinem Angebot "einen Massendienst für ein Massenpublikum" etablieren. Verhandlungen mit einem starken amerikanischen Partner seien fortgeschritten. Geplant seien Sonderdienste etwa für bestimmte Berufsgruppen und Branchen. Voraussetzung für den großen Durchbruch wäre allerdings die Integration von Internet und Fernsehen, an der bei der Telekom intensiv gearbeitet wird.

Adressen

Elektronisch ist Global Learning unter folgenden Adressen zu erreichen: *global-learning# (in T-Online), http://www.global-learning.de.

Wenig Konkurrenz

Microsoft bietet mit seinem "Microsoft Online Institut" (Moli) ebenfalls einen weltweiten Schulungsservice über das Internet an http://moli.microsoft.com . Ursprünglich konzipiert als ein Bildungsdienst mit einem umfassenden Themenspektrum, beschränkt sich das Angebot mittler weile fast nur auf die firmeneigenen Produkte. Zwar bestand die Absicht, auch deutschsprachige Kurse aufzunehmen, bis jetzt ist allerdings noch nichts geschehen. Die Pressestelle konnte keine Auskunft darüber geben, wie es mit Moli weitergehen soll.