Telekom benennt Datex-J in T-Online um Mit einem frischen Make-up im heissen Online-Herbst ueberleben

01.09.1995

BERLIN (hi) - Ein Facelifting erfuhr zur Funkausstellung der bis dato etwas hausbacken wirkende Datex-J-Dienst der Telekom. Um im heissen Herbst der Online-Anbieter - Bertelsmann Online sowie Europe Online wollen nach Microsoft ebenfalls mit eigenen Diensten starten - zu bestehen, spendierte der Bonner Carrier seinem Oldie eine neue Multimedia-faehige Oberflaeche mit Internet-Zugang und PC- gestuetztem Mail-Service.

Ein ehrgeiziges Ziel hat Herbert May, Vorstand Geschaeftskunden der Deutschen Telekom AG, vor Augen: Er will fuer die Telekom im Massenmarkt der Online-Dienste eine fuehrende Position erarbeiten. Unter dem Namen "T-Online" gab der Telekom-Manager jetzt in Berlin den Startschuss fuer den Online-Dienst im neuen Gewand.

Damit die rund 840000 T-Online-Kunden, vormals Btx und Datex-J, auch an der multimedialen Welt partizipieren koennen, ist bei der Telekom eine CD-ROM mit der neuen Software erhaeltlich. Diese erlaubt die PC-typische Text- und Grafikdarstellung von Online- Anwendungen. Dabei beschreibt die "Kernsoftware fuer Intelligente Terminals" (KIT) eine Multimedia-faehige Benutzeroberflaeche, die die bisherige Seitenstruktur durch ein flexibles Management von Objekten mit Text-, Grafik-, Foto- oder Soundinformationen ersetzt.

Neben den traditionellen Anwendungen wie der Fahrplanauskunft startete die Deutsche Bahn zur Funkausstellung die Online- Reservierung von Platzkarten. Ebenso engagieren sich bereits zahlreiche Anbieter wie beispielsweise Microsoft, Mercedes Benz oder die COMPUTERWOCHE in puncto KIT-Anwendungen. Um die Zahl der KIT-Applikationen zu steigern, hat die Telekom ein Foerderprogramm ins Leben gerufen.

Darueber hinaus offeriert sie ueber ihren Dienst einen Zugang zum Internet. Um diesen zu realisieren, ist der Carrier eine Kooperation mit dem US-Softwarehaus Netscape eingegangen, einem fuehrenden Anbieter von Internet-Browsern. Abgerundet wird das Angebot durch eine E-Mail-Funktion, wobei jeder User eine eigene Internet-Adresse erhaelt. Ebenso wie der Internet-Zugang kostet die E-Mail-Korrespondenz zehn Pfennig pro Minute zusaetzlich zum Nutzungsentgelt von sechs Pfennigen tagsueber und zwei Pfennigen im Billigtarif.

Gleichzeitig mit der neuen Oberflaeche beginnt der Carrier mit der Aufruestung des gesamten Zugangsnetzes auf hoehere Uebertragungsgeschwindigkeiten bis 14400 Bit/s. Bereits 1996 will die Telekom mit ihrem Online-Dienst, dessen Teilnehmerzahl 1994 um mehr als 42 Prozent stieg, die Millionengrenze ueberschreiten. Darauf angesprochen, ob die fuer 1996 geplanten Tariferhoehungen im ortsnahen Telefondienst nicht kontraproduktiv seien, erwiderte May nur, man werde die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen.