Telekom bändigt die Komplexität der IT

05.06.2002
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Welche IT-Systeme haben wir, wohin wollen wir und wie kommen wir dorthin, ohne zu riskieren, was wir haben? Solche Fragen beantwortet die Deutsche Telekom mit Hilfe der Informations-Management-Lösung „IT-Plan“. Die Investitionskosten von neun Millionen Euro haben sich bereits sechsfach ausgezahlt.
„Allein die Möglichkeit, auf Knopfdruck den für ein System Verantwortlichen ausfindig zu machen, ist gar nicht hoch genug zu bewerten.“ Joachim Johannsen, Telekom
„Allein die Möglichkeit, auf Knopfdruck den für ein System Verantwortlichen ausfindig zu machen, ist gar nicht hoch genug zu bewerten.“ Joachim Johannsen, Telekom

„Strategisches Informations-Management“ klingt nach einem dieser rund gelutschten Schlagwörter, mit denen die Anbieter von Kongressen und Symposien in den goldenen 90er Jahren die IT-Spezialisten in die Business-Hotels der Republik lockten. Doch Joachim Johannsen will die Zyniker eines Besseren belehren. Der Programm-Manager im Fachbereich Geschäftsprozess-relevantes Informations-Management (IFM B) in der Zentrale der Deutsche Telekom AG hat hautnah erfahren, dass eine „übergeordnete Sicht auf alle derzeitigen und künftigen Belange der IT“ (so seine Definition des Begriffs) für das Funktionieren der Informationstechnik heute unabdingbar ist.

Beim ehemals staatlichen Telefon-Carrier haben sich - wie in jedem anderen größeren Unternehmen - die für das Tagesgeschäft notwendigen IT-Systeme weitgehend unabhängig voneinander entwickelt. Doch die zunehmende Vernetzung von Kunden-, Vertrags- und Lokationssystemen bringt wechselseitige Abhängigkeiten und Verbindungen mit sich. Diese Beziehungen sind bei jeder Änderung oder Erweiterung an den 1100 Anwendungssystemen mit ihren 4000 Schnittstellen zu berücksichtigen. Im Durchschnitt verabschieden sich fünf Systeme pro Tag aus der Produktion, und fünf neue nehmen den Betrieb auf; zudem erfährt jede Anwendung etwa alle sechs Monate einen Release-, wenn nicht Versionswechsel. Das alles nachzuhalten ist eine wahre Sisyphusarbeit.

Selbstverständlich müssen die IT-Planer, -Architekten und -Projektleiter des Telekommunikationsriesen diese Aufgabe nicht mehr mit Papier und Bleistift erledigen. Auch Teillösungen auf der Basis von PC-Tools wie Excel, Visio oder Powerpoint sind längst ad acta gelegt. Mit deren bescheidenen Mitteln ließ sich die Komplexität der Telekom-eigenen Systemlandschaft nicht abbilden. „Allein für einen einzigen Unternehmensbereich wären Excel-Tabellen mit 300 Zeilen und 200 Spalten notwendig“, erläutert Johannsen.

Stattdessen begann Europas größter Telekommunikationsanbieter vor etwa vier Jahren, seine IT-Systeme, Informationsflüsse, Daten und Prozesse in einem einheitlichen Informations-Management-Werkzeug abzubilden, um damit etwa ein Dutzend damals schon überforderter Tools abzulösen. Genauer gesagt, erteilte der Zentralbereich Informations-Management diesen Auftrag dem konzerneigenen Dienstleister T-Systems Nova, der die eigentliche Entwicklungsarbeit wiederum an das Entwicklungszentrum Berlin (EZB) delegierte.