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Telekom: Anleger sollten abwarten

30.04.1999

Von Arnd Wolpers*

Trotz oder gerade wegen der Fusionsabsichten mit Telecom Italia sinkt derzeit der Aktienkurs der Deutschen Telekom. Was ist der Grund? Sollte der Deal gelingen, dürfte die Telekom nach vorherrschender Meinung ein paar Probleme mehr haben. Schon jetzt hat der Bonner Carrier bekanntlich auf seinem Heimatmarkt schwer zu kämpfen. Im Festnetz tobt dank der Deregulierung ein harter Preiskampf. Für den Endverbraucher ist dies zwar schön, doch beim Ex-Monopolisten schmelzen die Gewinne dahin. Einzige Lichtblicke sind derzeit der Mobilfunk und T-Online. Die Zahl der D1-Kunden konnte innerhalb eines Jahres um 67 Prozent auf über sechs Millionen gesteigert werden; bei Europas größtem Internet-Service-Provider kletterte die Abonnentenzahl um 43 prozent auf drei Millionen. Die aktuelle Marktkapitalisierung von fast 100 Milliarden Euro scheint mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 35 allerdings zu hoch. Zu den eigenen Schwierigkeiten holt man sich nun, wie eingangs erwähnt, neue an Bord. Telecom Italia ist neben dem Heimatmarkt auch noch stark in Lateinamerika aktiv - neben Asien und Osteuropa, wo sich die Telekom engagiert, also eine weitere wirtschaftlich angeschlagene Region. Zudem ist eine Fusion zweier Ex-Staatsbetriebe organisatorisch kein leichtes Unterfangen. Hinzu kommen andere Auswirkungen: Die Partnerschaften mit France Télécom und Sprint dürften auf dem Prüfstand stehen. Fazit: Auch wenn die zweitgrößte TK-Gesellschaft entsteht, sollte man als Anleger die Expansionspläne der Telekom derzeit nicht unterstützen. (Weitere Börsen-Infos: www.computerwoche.de)

*Arnd Wolpers ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und -auswertung können wir für Vollständigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit übernehmen, als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz Haftung begründen. Jede darüberhinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Für Angaben Dritter übernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch stärkere kursschwankungen gekennzeichnet.