Auftragsvolumen von 200 Millionen Mark

Telekom: Am Desktop dringt HP in Siemens- und IBM-Domäne ein

31.07.1992

BONN/BÖBLINGEN (hv) - Ihren nach eigenen Angaben größten europaweiten Auftrag hat die Hewlett-Packard GmbH (HP), Böblingen, von der Deutschen Bundespost Telekom erhalten. Für knapp 200 Millionen Mark orderte die nach Privatisierung strebende Behörde rund 1000 RISC-Workstations sowie eine nicht näher spezifizierte Anzahl an Druckern und Plottern.

Schon im Spätsommer letzten Jahres hatte die deutsche Telefongesellschaft das Millionenprojekt ausgeschrieben. Geplant war e in DV-Restrukturierungsprogramm mit dem Ziel, Unix-basierende RISC-Workstations als Endgeräte für die Entwicklung und den Einsatz X von Programmen für die Planung und den Entwurf von Kommunikationsnetzen anzuschaffen. Dabei wurde nach ausgiebigen Tests beim Fernmeldetechnischen Zentralamt in Darmstadt - beworben hatten sich nahezu alle wichtigen Workstation-Anbieter - Hewlett-Packard zum Hoflieferanten auserkoren.

Das Unternehmen soll nun insgesamt 1000 HP-9000-Rechner der Serie 700, eine nicht genannte Anzahl an Laser- und Deskjet-Druckern sowie eine ebenfalls unbekannte Menge von Desktop- und Großformat-Plottern liefern.

Nach Angaben von Hermann Fuhrmann, Account Manager bei HP in Bad Homburg, konnte sein Unternehmen unter anderem Mitbewerber wie IBM, Siemens-Nixdorf (SNI), DEC und Data General aus dem Feld schlagen.

Als Entsceidungskriterien nennt der HP-Mitarbeiter technische Aspekte, die hohe Anzahl der auf HP-Hardware verfügbaren Anwendungen, die einheitliche Architektur der Rechner unterschiedlicher Größe und das Preis-Leistungs-Verhältnis. "Die Telekom mußte sicher sein", so Fuhrmann, "daß sie sowohl eine Low-cost-Workstation zur Erfüllung von Minimalanforderungen als auch eine High-end-Maschine erhalten kann, die sämtliche Anforderungen erfüllt.- Die Post-Gesellschaft selbst lehnt es ab, zu den Entscheidungskriterien Stellung zu nehmen.

Downsizing-Aspekt spielt auch eine Rolle

Auf den Workstations sollen in erster Linie grafische Anwendungen, darunter vor allem geographische Informationssysteme für die technische Planung von Netzwerken, zum Einsatz kommen. Darüber hinaus will der deutsche Carrier Teile seiner rechnergestützten SoftwareEntwicklung auf die neuen HP-Workstations verlagern. Im Rahmen der DV-Restrukturierungspläne, die die Telekom im nächsten Jahr zu realisieren gedenkt, sollen laut HP auch Anwendungen von Großrechnern auf die dezentralen Unix-Systeme verlagert werden.

Wie aus Kreisen des Telefongiganten verlautet, geht es bei der Rechneranschaffung dar um, grafikfähige Software - zum Teil Standardsoftware, die bis heute noch nicht ausgewählt wurde - auf RISC-Workstations zur Planung von Kommunikationsnetzen einzusetzen. Diese modernen Programme sollen die nicht mehr zeitgemäße großrechnerbasierte Kartographiesoftware ablösen, während die Datenhaltung weiter auf den vorhandenen IBM- und SNI-Mainframes stattfinden dürfte.

Ob Hewlett-Packard die Rolle des Generalunternehmers für sämtliche Entwicklungsprojekte im Workstation-Bereich einnehmen wird, ist offenbar noch nicht entschieden. Allerdings wird der Hardware- und Peripherielieferant auch hier hoch gehandelt.