Nach Konsolidierung der internen IT

Telekom-Ableger DeTeCSM will als Dienstleister glänzen

08.10.1999
MÜNCHEN (gh) - Der deutsche IT-Service-Markt wird sich an einen neuen Anbieter gewöhnen müssen. Dies jedenfalls ist das erklärte Ziel der Deutsche Telekom Computer Service Management GmbH (DeTeCSM). Die Tochter des Bonner Ex-Monopolisten, bis dato interner IT-Dienstleister, will künftig mit einem umfassenden Dienste-Portfolio auch groß in das Geschäft mit externen Kunden einsteigen.

Die rund 1200 für Großkunden zuständigen Vertriebsleute des Bonner Carriers sollen künftig nicht für ihre Virtual Private Networks (VPNs), ihre Tarife im Telefondienst oder Lösungen zur Sprach-Daten-Integration werben, sondern ihrer Klientel auch bis dato ungewohnte Dinge wie IT-Outsourcing, System-Management, Web-Services und/oder die gesamte Abwicklung der Bürokommunikation anbieten. Eine für den Markt und die Kunden noch revolutionäre Vorstellung, die aber nach Ansicht von DeTeCSM-Geschäftsführer Alexander Röder schon in absehbarer Zeit Realität werden soll. Binnen fünf Jahren will die in Darmstadt ansässige 100prozentige Telekom-Tochter, deren Hauptaufgabe bisher die Bereitstelllung der konzernweiten IT-Infrastruktur inklusive der entsprechenden Service-Abwicklung war, zu den drei führenden IT-Dienstleistern in Deutschland aufsteigen und rund 50 Prozent ihrer Einnahmen im Geschäft mit externen Kunden erzielen.

Ein hoher Anspruch angesichts der eher unbedeutenden Marktstellung heute. 1998 erwirtschaftete die DeTeCSM mit weitgehend für die Konzernmutter erbrachten Leistungen 1,59 Milliarden Mark und erzielte dabei einen Gewinn nach Steuern von 156 Millionen Mark. Der Abstand zu den in Deutschland führenden IT-Dienstleistern wie dem Debis Systemhaus, IBM oder Siemens-Nixdorf ist also - allein bezogen auf die wirtschaftliche Größe - enorm. Doch die Tatsache, daß die DeTeCSM als bisher einzige Konzerntochter der Deutschen Telekom ein Ergebnis ausweisen darf, läßt in der Tat größere Pläne der Telekom-Oberen im Zusammenhang mit ihrer IT-Service-Division vermuten.

Diese existitiert in ihrer jetzigen Form erst seit dem 1. Januar 1998, als die bereits 1992 von der Telekom aus den Liegenschaften der ehemaligen Berliner Treuhandanstalt übernommene Tochter Computerservice Magdeburg GmbH in DeTeCSM umbenannt wurde. Dem Ganzen voraus ging eine Konsolidierung von ursprünglich 108 aus dem früheren "Wissenschaftsnetz" der DDR stammenden Rechenzentren zu einem sogenannten Service- und Computerzentrum Ost, das zunächst für die interne Telekom-IT in den neuen Bundesländern verantwortlich zeichnete. Anfang 1998 kam es dann im Zuge der Gründung der DeTeCSM zur Verschmelzung mit den restlichen "IV"-Geschäftsbereichen der Bonner Mutter; im September dieses Jahres folgte die Integration der IT-Mannschaft der bis dato in Sachen Inhouse-IT ebenfalls noch selbständig agierenden Schwestergesellschaft T-Mobil.

Diese Konsolidierung der konzernweiten IT unter dem Dach der DeTeCSM ist nun, wie es vergangene Woche vor der Presse in München hieß, abgeschlossen. "Als IT-Dienstleister der Deutschen Telekom ist die DeTeCSM ein interessanter Partner für große Konzerne und Systemkunden", lehnte sich Geschäftsführer Röder weit aus dem Fenster. Fest steht zumindest, daß sich die Darmstädter mit dem, was sie Telekom-intern anbieten, im Wettbewerb nicht zu verstecken brauchen. Das Unternehmen verfügt neben dem Standort Darmstadt über sechs weitere Rechenzentren sowie eine Vielzahl regionaler Servicestandorte. Mit inzwischen mehr als 5200 Mitarbeitern bietet die DeTeCSM ein vergleichsweise breites Spektrum von IT-Services an. Die Palette reicht vom Betrieb großer Rechenzentren sowie Client-Server- und Arbeitsplatzsystemen, der Übernahme klassischer Helpdesk-Funktionen bis hin zu Call-Center-Anwendungen, Web-Diensten und allgemeiner Bürokommunikation. Derzeit betreue man 3200 Server, knapp 200000 Clients und leiste Benutzerservice für über 450 Anwendungen, hieß es.

Problem für die Darmstädter dürfte nur sein, daß man dies bisher, wie eingangs erwähnt, vorwiegend für die Konzernmutter erledigt. Namhafte externe Kunden sind, wie DeTeCSM-Chef Röder denn auch zugeben mußte, bisher Mangelware; "maximal fünf Prozent" habe 1998 der mit konzernfremden Gesellschaften erzielte Anteil am Gesamtumsatz betragen. Einziges Vorzeigeprojekt großen Kalibers der DeTeCSM ist bis dato das Vorhaben "IT2000" bei der Bundesanstalt für Arbeit, bei dem die IT-Spezialisten eigenen Angaben zufolge für das Rollout und die Konfiguration von 80000 PCs, 20000 Druckern und 1000 Servern zuständig sind. Daneben lassen sich noch die Deutsche Lufhansa sowie BMW mit kleineren Projekten auf der DeTeCSM-Kundenliste finden. Für den bayerischen Automobilbauer habe man beispielsweise eine Extranet-Lösung zur Anbindung der Händler konzipiert, zeigten sich die DeTeCSM-Verantwortlichen stolz.

Vor allem Web-Services sind denn auch das Pfund, mit dem die Darmstädter in Zukunft wuchern wollen. Im Zusammenhang mit dem Web-Hosting-Angebot "T-Mart", einer von der Konzernmutter angebotenen Einrichtung eines virtuellen Kaufhauses, das auf der Software des E-Commerce-Spezialisten Intershop basiert, betreue man bereits mehrere 1000 Kunden, hieß es. Spektakulärster Deal in diesem Zusammenhang war sicherlich im Juni dieses Jahres der Abschluß mit PC-Krösus Compaq, der bis Jahresende alle seine rund 500 Händler in Deutschland mit Hilfe von dann via T-Mart möglichen Online-Bestellungen ins Direktgeschäft schicken möchte.

Beim Zustandekommen dieses Vertrags kommt aber noch ein weiteres strategisches Manko der DeTeCSM zum Vorschein: Die Darmstädter konnten den Compaq-Auftrag gar nicht selbst an Land ziehen, da sie - auch in Zukunft - abhängig vom Großkundenvertrieb der Telekom sind. Vieles wird also davon abhängen, ob man dort neben seinen üblichen Geschäften auch für die (neue) IT-Dienstleistungssparte akquirieren wird. "Wir sind die Fabrik und bedienen uns etablierter Vertriebskanäle der Konzernmutter, zum Beispiel auch der für das eigentliche Projektgeschäft zuständigen Schwester DeTeSystem", redete Röder das Dilemma seiner Company schön.

Unabhängig davon haben sich die Darmstädter Großes vorgenommen. So soll das Ziel, in fünf Jahren zu den Großen der deutschen IT-Dienstleister zu gehören, mit einem "leicht über dem Marktdurchschnitt" liegenden Wachstum realisiert werden. Schützenhilfe sollen dabei auch weitere "Assets" im Diensteportfolio leisten. So nahm die DeTeCSM vergangene Woche - allerdings abermals für die Konzernmutter Telekom - eine große R/3-HR-Anwendung auf den IBM-Plattformen S/390 und RS/6000 in Betrieb. Etwas weiter in Sachen externe Kundenorientierung ist man angeblich im Bereich System-Management. Bereits im Januar hatte hier ein Kooperationsvertrag zwischen der DeTeCSM und der IBM-Tochter Tivoli für Aufsehen gesorgt, wo es um die Telekom-weite Implementierung der Management-Suite "Tivoli Enterprise Software" ging. Der Bonner Carrier als weltweit größter Kunde von Tivoli - ein Beispiel, das laut Röder bald Schule machen wird. Bei zumindest einem namhaften Großkunden sei man mit IBM "in der Angebotsphase".