Solutions-Division übernimmt nur die Infrastruktur

Telecom-Riese AT&T will durch Outsourcing DV-Kosten sparen

31.10.1997

Mit 90 Millionen Kunden, 52 Millionen Dollar Jahresumsatz und 130000 Mitarbeitern ist die AT&T Corp. immer noch der weltweit größte Anbieter von Kommunikations- und Informationsdiensten. Doch angesichts des wachsenden Mitbewerbs muß sich auch ein Unternehmen dieser Größenordnung nach der Decke strecken. Wie in anderen Konzernen, so zählt bei AT&T die Datenverarbeitung zu den ersten Unternehmensbereichen, wo das Management nach Möglichkeiten für Sparmaßnahmen sucht.

Und die AT&T-Führung wurde fündig: Schließlich hat das Unternehmen in Gestalt von AT&T Solutions mit Sitz in Florham Park, New Jersey, vor zweieinhalb Jahren eine eigenständige Business-Division für informationstechnische Services ins Leben gerufen. Der Netzdienstleister bedient mittlerweile 200 Kunden, darunter Großunternehmen wie J.P. Morgan, Merrill Lynch und Mastercard International. Künftig soll er auch die eigene Konzernmutter betreuen, indem er für sie nicht nur ein Netz für Stimm-, Daten- und Bildübertragung betreibt, sondern auch die vernetzten Computersysteme verwaltet und sogar das Mainframe-Rechenzentrum übernimmt. Zu diesem Zweck werden etwa 5000 Mitarbeiter aus der AT&T-Abteilung Network and Computing Services in das interne Dienstleistungsunternehmen hinüberwechseln.

Strategische Anwendungen bleiben außen vor

Wie Richard Roscitt, President und CEO der Solutions-Divsion, ausführt, schlägt die AT&T Corp. auf diese Weise zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen weite sie das Angebot der ursprünglich für reine Netzservices gegründeten AT&T Solutions aus, zum anderen profitiere sie von Synergieeffekten, die im kommenden Jahr bereits Einsparungen von rund 2,6 Milliarden Dollar mit sich bringen sollen.

Das geplante Serviceverhältnis mit AT&T Solutions soll sich allerdings nur auf die informationstechnische Infrastruktur beziehen. Ausgenommen bleiben Entwicklung und Betrieb der Applikationen, vor allem der Anwendungen, von denen sich der Konzern einen Wettbewerbsvorteil verspricht. Dazu zählt beispielsweise die neue Kundenabrechnungs-Plattform.

Den Betrieb und die Pflege seiner Altanwendungen hingegen will das Mutterunternehmen seiner Dienstleistungstochter nicht anvertrauen, da Software-Maintenance nicht zu deren Kernkompetenz gehört. Doch in der Hoffnung, auch die alten Abrechnungs-, Bestell- und Verkaufs- sowie Installations- und Maintenance-Systeme kostengünstiger fahren zu können, hat AT&T gerade erst einen "Request for Proposals" (RFP) an die Branchenriesen Andersen Consulting, Computer Sciences Corp. (CSC), Electronic Data Systems (EDS) und IBM verschickt.

Die ausgeschriebenen Services umfassen fast 200 separate Anwendungen. Bislang sind damit etwa 1000 Mitarbeiter beschäftigt, die an den AT&T-eigenen Chief Information Officer berichten. Eigenen Angaben zufolge hat das Unternehmen für diesen Bereich seiner Informationstechnik rund 230 Millionen Dollar pro Jahr ausgegeben. Ob sich dieser Aufwand durch Outsourcing reduzieren läßt und welcher Anbieter gegebenenfalls den Zuschlag erhält, will AT&T bis zum Sommer des nächsten Jahres herausgefunden haben.