Initiative des Arbeitsamts München

Telearbeit verbessert Berufschancen von Frauen

17.04.1998

"Obwohl es bald keinen Beruf mehr ohne Computer geben wird, suchen noch immer viele Frauen einen DV-freien Arbeitsplatz." Das sagt Angelika Pabst, Frauenbeauftragte des Münchner Arbeitsamtes. Vom Vormarsch der Informations- und Kommunikationstechnik seien jedoch auch traditionelle Frauentätigkeiten betroffen. Pflegekräfte würden in Zukunft über Videokonferenz mit alten und kranken Menschen kommunizieren, selbst eine Gärtnerei könne kaum noch auf PC-Unterstützung verzichten.

Laut Pabst zählt im Zuständigkeitsbereich des Münchner Arbeitsamtes bereits jeder achtzehnte Betrieb zur DV-Branche.Jeder dritte Beschäftigte sei in diesen Firmen eine Frau, drei Viertel davon arbeiteten in kleinen Betrieben. Doch gegenüber ihren männlichen Kollegen sind Frauen den Statistiken zufolge wesentlich härter von Rationalisierungsmaßnahmen betroffen.Insbesondere in den Büroberufen, wo traditionell besonders viele Frauen tätig seien, gingen Jahr für Jahr viele Arbeitsplätze verloren.Derzeit suchten 28000 weibliche Bürokräfte eine neue Perspektive.

Das Interesse von beschäftigungssuchenden Frauen an Telearbeit sei zuletzt spürbar gewachsen.Die Bundesanstalt für Arbeit will in Kürze ihr digitales Stelleninformations-System (SIS) um den neuen Suchpfad Telearbeit erweitern. Berufsberater sollen bereits im ersten Gespräch mit Arbeitslosen auf das Thema hinweisen.Formulare werden entsprechend ergänzt.

An der Telearbeit besonders interessiert sind hochqualifizierte Frauen, die in traditionellen Hierarchien kaum eine Karrierechance bekämen und deshalb beabsichtigen, sich selbständig zu machen.Andererseits wollen pro Jahr zwischen zwei- und dreitausend Frauen nach der Familienpause zurück in den Beruf, weiß Pabst.Für Anpassungsqualifikationen und neue berufliche Perspektiven investiere das Arbeitsamt mindestens 3000, in einigen Fällen bis zu 10000 Mark pro Interessentin.

Viele Frauen fänden sich laut Arbeitsamt in den "übertrieben" formulierten Jobbeschreibungen der Stellenangebote nicht mehr zurecht.Auch die Fachtermini und Anglizismen, die sich speziell in DV-Stellenangeboten häufig fänden, wirkten abschreckend.

Winfried Gertz ist freier Journalist in München.