Telearbeit für Systementwickler

Telearbeit für Systementwickler Im Datennetz zwischen Arbeitgeber und Kunden pendeln

12.02.1999
MÜNCHEN (CW) - Seinen Schreibtisch im Büro hat Hermann Arnold geräumt. Eine 70-Stunden-Woche hat der Systementwickler aber trotzdem noch manchmal - auch wenn er sich für die Telearbeit entschieden hat.

Ob Konzeption, Analyse, Design, Neuentwicklung oder Wartung von Software im klassischen Großrechnerumfeld: Hermann Arnold hat diese Aufgaben jahrelang von der Unterschleißheimer Firmenzentrale von Brain Force aus sowie direkt beim Kunden, dem Baur-Versand, Burgkunstadt, erledigt. Doch seit seine Frau ein Kind erwartet, ist für ihn alles anders geworden: "Seit die Firma auf meinen Wunsch hin meinen Arbeitsplatz nach Hause verlegt hat, spare ich mir die tägliche lange Fahrt ins Büro.

Arbeiten, wenn die Ideen kommen

Trotz häufiger 70-Stunden-Wochen habe ich jetzt mehr Zeit für meine Familie und bin auch noch motivierter als früher - das ist für mich fast am wichtigsten." Als weiteren Vorteil empfindet Arnold die freie Zeiteinteilung: "Ich bin manchmal bis drei Uhr nachts, aber auch schon mal ab sechs Uhr früh aktiv, ganz so, wie mir die Ideen in den Sinn kommen."

Arnold kommuniziert mit seinem Arbeitgeber über Telefon, Fax und E-Mail, während er mit dem Rechnernetz des Baur-Versands in gleicher Weise verbunden ist, als stünde sein Arbeitstisch noch immer in Unterschleißheim. Für Arnold in seinem Haus in Au in der Hallertau bedeutet die Direktanbindung an Baur nicht zuletzt, daß er nicht mehr so oft gestört wird und darum deutlich konzentrierter arbeiten kann. Nur noch alle zehn Tage fährt er in die Brain-Force-Zentrale, "denn ganz ohne persönlichen Kontakt geht es nicht". Die Hälfte seiner Arbeitszeit verbringt er beim Kunden.

Technisch gab es beim Einrichten und Betreiben des ausgelagerten Arbeitsplatzes in Au bisher kaum ein Problem, sieht man von einigen Anfangsschwierigkeiten mit der ISDN-Technik der Telekom ab. Was die Abrechnung der vielen Überstunden des festangestellten Brain-Force-Mitarbeiters betrifft, setzt Arnold auf das gegenseitige Vertrauen. Ihm ist klar, daß Tätigkeitskontrollen und Abrechnungsprozeduren bei Telearbeit durchaus zum Problem werden könnten, weshalb es gerade bei stark kreativen und dadurch schlecht überwachbaren Aufgaben oft am sinnvollsten sei, primär erfolgsorientiert abzurechnen.